Eigentlich war ich beim Stöbern im Buchladen auf der Suche nach einem Geschenk. Da ist mir „Mein Buch“ einfach in die Hände gefallen – (heißt ja immerhin „Mein Buch“), also musste ich das natürlich haben. Es verspricht 100 Dinge, über die ich schreiben kann – also ran an den Stift! Da hatte sich das Geschenk erst einmal erledigt.
Das mit dem Schreiben
… ist so eine Sache. Es gibt einige Menschen, die eine naturgegebene (Schreib-)Kreativität haben, andere eher nicht. Das Schreiben lernen ist natürlich auch möglich, aber weitaus schwieriger als man denkt. Wenn einfach keine Ideen fließen – woher nehmen, wenn nicht stehlen? Das hat sich nun erledigt, das Buch bietet auf knapp 200 Seiten genau 100 Anregungen, die der Kreativität freien Lauf lassen. Eigentlich ist das Buch kein Buch, sondern eher ein Notiz- oder Schreibbuch, das ausgefüllt werden möchte. Die Anregungen sind nicht alltäglich und man würde sich um einige Dinge nie im Leben Gedanken machen, es sind lustige, traurige und ernste Themen dabei. Es ist richtig Denkarbeit gefragt, für die man sich einige Minuten Zeit nehmen sollte.
Einige der Aufgaben…
- Beschreibe ein Weihnachtsfest, so wie es in deiner Kindheit gefeiert wurde, aus der Perspektive eurer Katze.
- Du bist Vater eines 17-jährigen Mädchens, das in den letzten Wochen so oft den Unterricht geschwänzt hat, dass ihr Schulabschluss in Gefahr ist. Du schreibst ihrem Klassenlehrer eine E-Mail.
- Schreibe ein Plädoyer gegen Sport.
- Du lebst als Obdachloser unter einer Brücke. Beschreibe deinen Blick auf die Menschen, die vorbeigehen.
- Denke dir ein Gespräch aus, das die Kanzlerin nach einem sehr anstrengenden Tag mit ihrem Mann führt.
- Dein Essverhalten aus Sicht deines Kühlschranks.
- Du bist ein Faultier und bei Facebook. Poste deinen Status.
- Der Wechsel der Jahreszeiten aus Sicht eines Laubbaums.
- Du bist Zimmermädchen in einem Fünfsternehotel. Beschreibe einer Freundin ein besonders irritierendes Erlebnis aus deinem Arbeitsalltag.
- Schreibe etwas über den Umgang mit Pubertierenden, und zwar im Stil einer Gebrauchsanweisung.
Einblicke
Ein kurzes Beispiel
„Sammle spontan 25 Wörter, die Dinge aus deiner Kindheit beschreiben.“
Da ich 85 geboren bin, werden Gleichaltrigen einige Dinge vermutlich bekannt vorkommen, die 90-er eben (Auszug):
- Geschwisterliebe
- Kassetten
- Walkman
- Erich Kästner
- Michael Jackson
- Yps-Hefte
- Zehner-Eis
- Alf
- Batik-Mode und Karottenhosen
- Bravo Hits
- Buffalo
- Chupa Chups
- Diddl
- Frufo
- Baumklettern
- Cornflakes vor dem Fernseher
- Sonnenbrand
- Tamagotchi
Tolles Buch mit lustigen Übungen
Das Buch bietet mit 100 Vorschlägen über die man schreiben kann, eine gute Basis für Anfänger. Es ist ist sogar richtig lustig und man kommt wirklich ins Grübeln, über sich, seine Erfahrungen, seine Kindheit oder auch über andere Personen, in deren Rollen man schlüpft: Ein Teenager, eine Frau, ein Mann, ein Gegenstand, der denken kann. Einige Übungen sind mit liebevollen Illustrationen versehen, die den Charakter eines Notizbuches etwas unterstützen. Das Tolle an dem Ganzen: Nicht jede Anregung trifft den Geschmack des Schreibenden, aber genau das ist die Herausforderung. Man hat natürlich die Wahl einfach eine Aufgabe zu wählen, die man gerne machen möchte, in der Reihenfolge ist jeder Schreiberling frei. Früher oder später sollte man sich allerdings auch mit den Aufgaben beschäftigen, die einem zu schwierig oder zu langweilig erscheinen – es kommt immer darauf an, was du draus machst.
Einen kleinen Kritikpunkt gibt’s natürlich überall, so ist der Platz bei manchen Aufgaben recht knapp bemessen. Das ist der Autorin allerdings bewusst, so kann einfach auf einem losen Papier weitergeschrieben werden. Da das Buch mit einer integrierten Tasche ausgestattet, ist auch schon der richtige Ort für die Aufbewahrung gefunden.
Zusätzlich wirkt das Büchlein wirklich wertig, das Hardcover ist recht stabil, ein Lesezeichen sorgt für ein schnelles Wiederfinden der Aufgabe, an der man gerade schreibt. Das Format ist mit A5 sehr handlich, so dass man es auch mal unterwegs im Café oder in der Uni auspacken und drauflos schreiben kann, wenn der Moment der Eingebung gekommen ist und man sie direkt niederschreiben möchte.
Das Geschenk, das ich eigentlich suchte
Um auf mein Geschenk, das ich eigentlich gesucht habe, zurückzukommen: Ich hatte es dann doch gefunden, es war mir einfach nicht bewusst. Ich habe das Buch ausgefüllt und verschenkt. Die Beschenkte will kein Schreiberling werden, sondern hat das Buch individuell mit meinen Geschichten erhalten – persönlicher geht es kaum. Ich muss aber dazu sagen, dass ich noch eine Weile Zeit hatte, so schnell ist man mit dem Buch nicht durch und die richtigen Ideen zu den Anregungen müssen auch erst einmal fließen. Hat aber am Ende super geklappt, hat Spaß gemacht und es kam super an!
Was genau?
Titel: Mein Buch – 100 Dinge, über die du schreiben kannst
Autor: Katja Scholtz
Illustrationen: Pascal Cloëtta
Verlag: Diana
Seitenzahl: 208, gebundene Ausgabe, 50 s/w Abbildungen
Erschienen: 25.09.2017
Preis: 15,00 €
Auszug aus dem Vorwort
Wenn Ihr Kühlschrank sprechen könnte – was hätte er zu erzählen? Oder Ihre Katze? Was denkt der Bäcker, wenn er Ihnen schlecht gelaunt sein letztes Kastenbrot verkauft? Wer schreiben möchte, braucht Mut und Ideen. Doch wo und wie anfangen? Dieses Buch versammelt 100 kleine Aufgaben, die die Fantasie ins Rollen und die Tinte zum Fließen bringen sollen. Ein geistiger Sportplatz zum Warmmachen und Dehnen für Anfänger und Fortgeschrittene.