Look and feel
Die kleine aber schön gestaltete Box des Spiels wirkt sehr putzig, wenn man sie in den Händen hält. Aber bereits die „Tiny Epic“-Reihe hat uns gezeigt, dass auch komplexe Spiele in kleinen Packungen stecken können.
Öffnet man die Spielepackung findet man darin einen Kartenstapel und ein kleines Heftchen, das den geschichtlichen Hintergrund erklärt. Schön um sich noch mehr in die Geschichte hineinzuversetzen. Eine Spielanleitung wird nicht benötig, denn die Regeln lernt man beim Spielen nach und nach auf den Karten kennen.
Das Design der Karten hat uns wirklich überzeugt. Sie sind wunderschön gezeichnet und obwohl sie immer nur einen kleinen Teil des Geschehens oder der Landschaft zeigen, helfen sie dennoch dabei, die Welt mit ihren Bewohnern vor dem inneren Auge zum Leben zu erwecken.
Spielablauf
Ihr startet völlig ahnungslos ins Abenteuer, indem ihr euch die ersten Karten durchlest. Diese enthalten die Hintergrundgeschichte, stellen euch als Helden vor und erklären die ersten wichtigen Spielregeln. Es gibt verschiedene Kartentypen, wie zum Beispiel Landkarten, die euch aufzeigen, wohin ihr gehen könnt, Personen, die ihr ansprechen könnt oder auch Gegenstände, die in euer Inventar wandern.
Egal, ob ihr einen neuen Ort besucht oder versucht euch mit den Einheimischen zu unterhalten, am Ende der Karte, nach einem kurzen Infotext, müsst ihr eine Entscheidung treffen. Dabei ist der Ausgang meist nicht klar, und man entscheidet sich ebenso, wie man es für den Charakter für richtig hält. Diese Entscheidungen können weitreichende Folgen für den weiteren Verlauf der Geschichte haben und sogar auch zum Tod führen. Dieser beendet das Spiel nicht sofort, sondern man verliert teilweise den Beistand der Götter. Hat man es sich dadurch irgendwann mal mit allen Göttern verscherzt, endet das Spiel sofort und man kann eine neue Runde starten. Dabei beginnt man das Spiel mit dem Wissen, das man zuvor erlangt hat und kann sich dadurch auch nochmal anders entscheiden. Zusätzlich gibt es auch Karten, die man permanent, also auch über den Tod hinaus, behalten kann. Es werden aber auch Karten „frei geschalten“, die beim erneuten Spielen nicht resettet werden, wodurch neue Wege zugänglich werden.
Schafft man es den Beistand der Götter zu erlangen, von denen zu Beginn des Spiels drei verschiedene zur Verfügung stehen, kann man bei manchen Entscheidungen um den Beistand bitten, und den Ausgang somit zu seinen Gunsten entscheiden.
So spielt man sich nach und nach durch die Geschichte von Erik dem Roten und seine Familie. Selbst wenn man das Spiel einmal beendet hat, kann man das Spiel nochmals mit anderen Entscheidungen und neuen Wegen erneut erleben.
Fazit
Nach der ersten Beschreibung, die ich von dem Spiel gelesen habe, habe ich ein Time Stories für die Hosentasche erwartet. Zu Beginn erschien mir der Vergleich auch ganz passend. Aber mit zunehmender Spieldauer mussten wir doch feststellen, dass man im Vergleich zum großen Vorbild doch einige Abstriche machen muss.
Zu Spielbeginn entscheidet man sich für den Beistand eines Gottes. Diesen Beistand kann man dann bei Entscheidungen, die die Farbe des Gottes auf der Antwort zeigen einsetzen. Hier zeigte sich leider sehr schnell, dass man sich immer für den Beistand des Gottes entscheiden sollte, da die Alternative immer negative Folgen bzw. den Tod mit sich bringt. Hat man den Beistand des Gottes zuvor schon eingesetzt und somit verbraucht, weiß man bereits beim Durchlesen der Karten, dass etwas Negatives passiert. Man hat somit oft keine Entscheidungsfreiheit. Insbesondere dadurch, dass man den Beistand der Götter nur sehr selten wieder neu erlangen kann.
Ebenso gibt es unserer Meinung nach zu wenige der permanenten Karten, also Gegenstände oder Orte, die man nach dem Tod behält und so den Verlauf der Geschichte verändert. Dadurch spielen sich die einzelnen Durchläufe sehr ähnlich. Wir hatten nach ca. vier Durchläufen das Gefühl, dass es nur einen „richtigen“ Weg zum Ende der Geschichte gibt.
Dafür hat uns das Kartendesign und die Texte auf den Karten sehr gut gefallen. Sie sind nicht zu lang und erzeugen eine großartige Atmosphäre. Man fühlt sich sofort in die Geschichte und die Welt von Erik dem Roten hineinversetzt. Der gesamte Handlungsverlauf ist spannend genug, um zum Weiterspielen zu motivieren.
Wir wollten jedenfalls unbedingt wissen, wie die Geschichte endet. Ich weiß nicht, ob wir es nochmal spielen werden, aber dadurch, dass man keine Karten kaputt machen oder mit Klebern versehen muss, wie in anderen Spielen, kann man Cartaventura, seinen Freunden leihen. Ein Großer Pluspunkt!