Vikings in Space
Die Comic-Reihe Conquest handelt von fünf großen Fraktionen, die die Erde mit dem Ziel verlassen haben, eine neue bewohnbare Welt zu finden und diese zu kolonisieren. Im Band Islandia folgen wir der ersten Fraktion, die sich aus Nachfahren der Germanen und Wikinger zusammensetzt. Die Geschichte startet mit der Ankunft der Raumschiffe am vorhergesehenen Ziel, dem Planeten Islandia. Nach 30 Jahren im Kälteschlaf wird Oberleutnant Kirsten König als erste mit einem Team losgeschickt, um den Kontakt zu den Bewohnern des Planeten herzustellen. Da die Islandianer, wie die Menschen sie nennen, ein friedfertiges Volk sind, verläuft das erste Treffen auch sehr gut. Jedoch leidet die Protagonistin, seitdem an sehr realen Halluzinationen. In denen erschient ihr meist ein Bewohner von Islandia.
Daraufhin überschlagen sich die Ereignisse. Admiral Hakarsson lässt die Zivilisten zu früh aus dem Kälteschlaf holen, um die Besiedlung des Planeten so schnell wie möglich voranzubringen. Da er die Islandianer eh nur als unterentwickelter Störfaktor auf seinem neuen Planeten sieht, fällt es ihm besonders leicht in ihnen die Ursache für mehrere unerklärliche Unfälle zu sehen. Zum einen Verbrennen alle Bewohner der ersten Kolonie auf Islandia, zum anderen explodieren die Triebwerke eines Kolonieschiffes.
Als König losgeschickt wird, Rache an den Islandianern zu üben und deren Städte zu bombardieren kommen ihr natürlich Zweifel an der gesamten Mission und sie versucht eigenständig den Unfällen auf den Grund zu gehen.
Hard Science Fiction oder doch Fantasy?
Conquest lässt sich nicht so einfach in eine Genre-Schublade packen. Was zunächst wie ein typischer Hard-Science-Fiction-Comic daherkommt, entwickelt sich nach und nach zu einer Science-Fantasy-Story. Am ehesten lässt sich die Geschichte mit dem Film Avatar vergleichen. Wie im Film werden die Menschen als die bösen Invasoren dargestellt, die ohne Skrupel den gesamten Planeten für sich beanspruchen wollen, und dafür auch gewillt sind die Bewohner der neuen Welt auszulöschen.
Im Gegensatz dazu wirken die Charaktere doch sehr klischeehaft. Die Soldaten der Raumschiffe sind allesamt muskelbepackte Supersoldaten, wohingegen die Frauen mit ihrem sexy Körper immer nur in hautengen Kleidern und Stiefel durch die Raumschiffe laufen. Nicht selten werden Szenen von Untersuchungen oder beim Aufstehen dazu genutzt, die Protagonisten in knapper Unterwäsche zu zeigen. Dies wirkt aber nicht plump, sondern passt zur erwachsenen Geschichte und dem Setting.
All das wird durch den Zeichenstil von Živorad Radivojevic perfekt unterstützt und in Szene gesetzt. Durch den amerikanischen Look passen die überzeichneten Charaktere mit ihren Muskelbergen oder langen Haaren und engen Röcken perfekt ins Bild, ohne störend zu wirken. Dem Breitschultrigen Befehlshaber nimmt man seine skrupellose Rolle sofort ab.
Etwas gegensätzlich zeigt sich die Protagonistin König, die zwar auch ihren perfekten Körper und ihre langen Haare oft zeigt, aber als taffe Frau mit Gewissen dargestellt wird. Ein schöner Gegensatz zum Rest der Crew.
Fazit
Der Einstieg in die Conquest-Reihe zeigt mal wieder, warum der Splitter-Verlag den Untertitel Comics für Erwachsene trägt. Die Story mit ihren zwar klischeehaften aber gut geschriebenen Charakteren, sowie die expliziten Bilder erzeugen eine spannende und düstere Stimmung. Alles wirkt wie tolles, actiongeladenes Popcorn-Kino, nur eben in Comic-Form. Würde der Comic verfilmt werden, würde ich ihn mir sofort im Kino auf großer Leinwand und fettem Sound anschauen.
Ich bin sehr gespannt auf die folgenden vier Bände, die von den anderen Expeditionen handeln. Ob sich die Geschichte wiederholt oder ein ganz anderes Bild gezeichnet wird bleibt abzuwarten. Lesen werde ich sie aber auf jeden Fall.