Fragen wir doch am besten einen Fachmann: Wie wäre es denn mit Rothaus? Klar kann man das googeln, aber eine authentische Antwort mit Beispielen ist doch viel besser. Also: Eiszäpfle (Märzen Export) vs. Tannenzäpfle (Rothaus Pils).
Mal nachgefragt
Blöde Fragen gibt’s ja nicht, also ran an Rothaus und nach dem Unterschied fragen. Prompt erhielten wir eine qualifizierte Antwort (vom 17.07.17):
Liebe Christiane,
unser Märzen Export hat eine höhere Stammwürze sowie eine milde Hopfung. Dadurch entsteht eine markante, malzbetonte Note. Außerdem verwenden wir anderweitig gemalzte Gerste – Karamellmalz. Wir haben dabei 25 Bittereinheiten – im Vergleich zu unserem Pils haben wir 32. Alles in allem führt die oben erklärte Zutatenzusammensetzung zu einem süffigeren, vollmundigeren Geschmack, weshalb es eine völlig andere Sorte als das Pils ist, das vom Geschmack her herb, spritzig und würzig-frisch mundet. Wir hoffen, wir konnten dir weiterhelfen.
Herzliche Grüße auch an deine Freunde, euer Rothaus Team
Ist das wirklick so?
Natürlich erzählt uns Rothaus da keinen Quatsch. Das Pils, Pilsner, Pilsener oder Bier nach Pils(e)ner Brauart ist ein untergäriges, stark gehopftes Vollbier. Der Hopfen dominiert geschmacklich. Der Malz tritt somit in den Hintergrund und macht das Bier etwas bitterer bzw. herber. Die Stammwürze bei einem Pils liegt höchstens bei 12,5 %, bei einem Export liegt bei mindestens 12,5 %. Der Alkoholgehalt ist bei einem Export somit meist etwas höher als bei einem Pils. Bei Rothaus liegt der Stammwürzegehalt des Pils bei 12,4 % und der Alkoholgehalt bei 5,1 %, beim Export hingegen bei 13,4 % Stammwürze und bei 5,6 % Alkohol.
Warum heißt das Pils Pils?
Das Pils hat seinen Namen der böhmischen Stadt Pilsen (tschechisch Plzeň) zu verdanken. Das Pils wurde eigentlich durch (wen auch sonst) bayrische Braumeister bekannt. Das Bier in Pilsen ereilte einen schlechten Ruf, obwohl das Wasser mit seinem geringen Kalkgehalt eine gute Qualität aufwies und der Hopfen kräftig war. So brachten die Braumeister durch ihre Bayrische Brauart (eher mit hellem Malz und kalter Gärung) Erfahrung mit ein – Ergebnis: das Pilsner Urquell. So wurde aus „nach bayrischer Brauart“ die „Pilsner Brauart“.
Warum heißt das Export Export?
Wenn man darüber nachdenkt, eigentlich auch recht logisch erklärt: Für den Export des Bieres würde das Bier früher etwas stärker eingebraut, um den Transport zu vereinfachen. Durch den höheren Alkoholgehalt wurde es länger haltbar. Praktischer Nebeneffekt: Das eigebraute Bier konnte an seinem Ankunftsort wieder mit etwas Wasser verdünnt werden, um es weniger „wüziger“ zu machen bzw. die stärkere Brauweise wieder auszugleichen – das sparte Platz und Material. Der Name an sich ist heute nicht mehr Programm, das Export wird von den meisten Herstellern im eigenen Land produziert und konsumiert, das heißt in Deutschland gebrautes Export wird auch in Deutschland getrunken.
Warum heißt das Tannenzäpfle Tannenzäpfle?
Gegründet wurde die Brauerei 1791 „Am roten Haus“ am Bendiktinerkloster St. Blasien – Namensgeber der Brauerei Rothaus. Da sich die Firma im Hochschwarzwald befindet, zeigt das Etikett den Zapfen einer Rot-Tanne, die in dirketer Verbindung zum Namen Rothaus steht. Übrigens wurde 1956 die 0,33l-Flaschen eingeführt (was ich total gut finde), so ist der Zapfen dann auch in klein ein „Zäpfle“. Fragen zu Rothaus werden auch direkt auf der Seite beantwortet: Zur Website
Schmeckt man denn wirklich einen Unterschied?
Was gibt’s Besseres als ein Selbstversuch? Ran an die Flaschen – oh Zufall, das Export und Pils sind im Haus. Yammi – ich melde mich freiwillig. Augenklappe auf und nacheinander sechs kleine Gläser in die Hand (zur Beruhigung, es waren nur kleine Schnapsgläschen!) und testen. Ist das Probierte nun ein Pils oder ein Export? Ohne zu sehen und nur durch das Schmecken – Check: bei 5 von 6 lag ich richtig. Man schmeckt den Unterschied tatsächlich, Pils ist etwas herber, wird auf das Pils direkt ein Export getrunken, schmeckt es im Vergleich etwas milder. Wenn man aber schon 5-6 Gläschen (also Schnapsgläschen) getrunken hat, wird der geschmackliche Unterschied etwas geringer. So lag ich auch beim letzten Schnapsgläschen falsch.
Fazit
Merke: Tannzäpfle (also Pils) ist etwas herber und vollmundiger und Eiszäpfle (also Export) ist etwas milder und ein wenig (nicht so sehr wie dunkles Bier) malzig-süffig. Lustigerweise passt sich da mein persönlicher Geschmack dem Etikett an. Im Sommer trinke ich lieber ein Tannzäpfle, im Winter eher ein Eiszäpfle. Geht natürlich auch andersherum – schmeckt doch bei jeder Gelegenheit gut. Interessant wäre es doch aber mal zu testen, ob man den Unterschied zwischen Pils, Export, Weizen, Alkoholfrei und Maidle schmeckt – ich bleib dran.