Ja, ich habe es tatsächlich getan. Ich habe ganz allein ein Brettspiel gespielt. Für mich als Skeptiker, war es eher ein Experiment, um später fundiert sagen zu können, ob es Spaß macht, oder nicht. Aus diesem Grund habe ich mir das Living-Card-Game von Fantasy Flight Games (im Vertrieb bei Asmodee) Arkham Horror geschnappt. Da ich das erste Kapitel der Grundbox bereits zu zweit gespielt hatte, startete ich gleich mit dem zweiten Abschnitt der Kampagne. Dies gab mir die Möglichkeit beide Varianten miteinander zu vergleichen.
Das Spiel
Setting und Aufbau
Arkham Horror – Das Kartenspiel ist der Welt von Horror-Autor H. P. Lovecraft angesiedelt, in der alle möglichen Kreaturen des kosmischen Horrors ihr Unwesen treiben. Wer gerne mehr über das Setting rund um Cthulhu und andere Tentakelwesen lesen möchte, sollte sich unseren Beitrag zum Cthulhu-Pen&Paper anschauen. Wie auch im Pen&Paper-Spiel verkörpert man als Spieler einen Ermittler, der in den 50errn versucht mysteriöse Fälle zu enträtseln. Sowohl das Erzählen der Hintergrundgeschichte, als auch der gesamte Spielablauf erfolgt mit Karten. Als Spieler hat man die Möglichkeit sich passende zu seinem Charakter ein Spielerdeck aus 30 Karten zu erstellen. Dies stellt die Begleiter, die Fähigkeiten und Gegenstände des Spielers dar. Passend zu jedem Szenario wird ein vorgeschriebenes Begegnungsdeck (Ereignisse und Gegner), ein Agenda- und ein Szenendeck erstellt. Die letzten beiden dienen dazu die Geschichte zu erzählen und voranzutreiben.
Der Start
Hat man alles aufgebaut, kann das Spiel starten. Dazu liest man sich die Hintergrundgeschichte des Szenarios im Kampagnenbuch durch. Die ersten Karten des Agenda- und Szenendecks geben die Bedingungen für den Sieg und die Niederlage vor. Hat man sich alles durchgelesen, ist man sofort in der Geschichte gefangen und weiß als Spieler genau, was zu tun ist. Da das Spiel keinen richtigen Spielplan enthält, werden die Orte, die von den Ermittlern besucht werden können, durch Karten dargestellt. Diese enthalten auf der Vorderseite ein wenig Text, der den Ort genauer beschreibt. Betritt ein Spieler im späteren Spielverlauf einen Ort, wird die Karte umgedreht. Dabei kann es passieren, dass ein Gegner erscheint, eine Falle aktiviert wird, oder Hinweise zum Lösen des Falles gefunden werden können.
Der Spielablauf
In jeder Runde des Spiels durchläuft man mehrere Phasen. Bei jedem Start einer Runde wird ein Marker auf das Agendadeck gelegt. Wird dabei eine bestimmte Anzahl erreicht schreitet die Geschichte automatisch weiter. Zusätzlich muss jeder Spieler eine Karte des Begegnungsdecks ziehen. Es können Gegner gezogen werden, die bekämpft werden müssen, oder es passieren andere Aktionen, wie eine Angstattacke des Ermittlers, der deshalb aussetzen muss, o.ä. Anschließend hat jeder der Ermittler drei Aktionen, die er für alles Mögliche ausgeben kann. Dazu zählen Karten ausspielen, Kämpfen, Bewegen, nach Hinweisen suchen, usw. Für alle Aktionen, die ein Ermittler ausführt, werden Fähigkeitsproben abgelegt. Sucht man nach Hinweisen, wird beispielsweise der Intellekt-Wert des Ermittlers mit dem Schleierwert des Ortes vergleichen, in dem sich der Ermittler befindet. Erreicht oder überschreitet der Ermittler den Wert, ist die Probe bestanden. Damit noch etwas Zufall hinzukommt, muss man beim Ablegen der Probe einen Chip aus einem Beutel ziehen. Je nach selbst gewähltem Schwierigkeitsgrad enthält dieser Marker mit Modifikatoren, die das Ergebnis der Probe positiv oder negativ beeinflussen können.
Haben alle Ermittler ihre Aktionen aufgebraucht, sind die Gegner am Zug und können angreifen. Hierbei kann es natürlich passieren, dass Ermittler verletzt oder verrückt werden, oder sogar sterben. Verletzungen können durch bestimmte Karten geheilt werden, der Tot bedeutet aber leider das Aus.
Hat man die Gegnerphase überlebt, werden benutzte Karten wieder bereit gemacht, jeder Ermittler erhält Ressourcen und eine neue Karte von seinem Deck. Anschließend startet alles wieder von vorne. Dies geht so lange, bis die Ermittler die zu Beginn erhaltene Aufgabe gelöst haben, oder das Agendadeck etwas anderes sagt.
Die Kampagne
Die gesamte Geschichte des Grundspiels ist in mehrere Szenarien unterteilt. Diese werden eines nach dem anderen durchgespielt. Das Besondere dabei ist, dass die Entscheidungen, die die Ermittler während eines Kapitels treffen, Auswirkungen auf das darauffolgende Kapitel haben können. So können neue Begleiter in Form von Karten gefunden werden oder es werden weitere Orte entdeckt, die im späteren Spielverlauf besucht werden können.
Es lohnt sich also, das Spiel auch ein zweites Mal durchzuspielen.
Das Living-Card-Game
Arkham Horror ist als Living-Card-Game oder kurz LCG konzipiert. Das bedeutet die Geschichte wird ständig durch neue Erweiterungen fortgeführt. Diese enthalten stets eine festgelegte Auswahl an Karten. Man kauft somit nicht wie bei anderen Sammelkartenspielen die Katze im Sack, in Form von Booster-Packs, sondern weiß schon beim Kauf, genau was man bekommt. Somit hat man als Spieler, dem das Spiel gefällt ständig die Möglichkeit, die Geschichte weiter zu erleben. Man muss sich beim Kauf des Grundspiels jedoch darüber im Klaren sein, dass man schnell viel Geld hinblättern muss, um die Geschichte ständig weiter zu erleben.
Das Solospiel
Ich habe das erste Kapitel des Spieles mit einem weiteren Mitspieler gespielt und war von der Geschichte gefesselt. Da wir es aber nie geschafft haben weiterzuspielen und das Spiel angefangen hat im Regal Staub anzusetzen, habe ich kurzerhand beschlossen einfach allein weiterzuspielen. Bisher habe ich mich immer ein wenig über Solospiele lustig gemacht. Vor allem, da in letzter Zeit fast jedes Spiel einen Solomodus besitzt. Ja, ich weiß, man sollte, bevor man etwas dazu sagt, es selbst mal ausprobieren. Aber für mich war bisher Brettspiele spielen, wie ins Kino gehen. Das macht man einfach nicht allein. Naja, bis jetzt.
Ich habe mich also mit einer großen Tasse Kaffee an den Tisch gesetzt und das Spiel aufgebaut. Schon kurz, nachdem ich den Einführungstext gelesen hatte, war ich voll in der Geschichte drin. Ich wollte sofort auf die Suche nach Kultisten und deren Machenschaften gehen. Dass ich allein spielte, habe ich erst in der Ermittlerphase wirklich bemerkt, da man sich nicht mit anderen Spielern absprechen muss. So spielt sich das gesamte Spiel sehr flüssig und man ist sofort wieder am Zug und kann seine eigene Strategie weiterverfolgen.
Ich habe letztendlich das Szenario nicht geschafft, war aber so vom Spiel und der Geschichte so gefesselt, dass ich zwei Stunden gespielt habe. Ich habe dabei die Zeit völlig vergessen, was mir sonst nur beim Lesen eines spannenden Buches passiert. Damit lässt sich das Solospiel auch ganz gut vergleichen. Man taucht einfach für eine gewisse Zeit in eine andere Welt und eine spannende Geschichte ab, nur, dass man beim Spielen aktiv in die Handlung eingreifen kann.
Ich bin jedenfalls von Solospielen überzeugt worden und werde das Grundspiel nun auch allein durchspielen.
Fazit
Arkham Horror LCG
Ob alleine oder zu zweit, Arkham Horror ist wirklich ein tolles Spiel, sofern man sich auf die Geschichte einlassen kann. Ich hätte nicht gedacht, dass man nur durch Karten eine so dichte und stimmungsvolle Atmosphäre erzeugen kann. Aber Arkham Horror hat es geschafft. Von dem System eines Living-Card-Games kann man nun halten, was man möchte, mit der Grundbox allein ist man aber schon recht lange beschäftigt und hat mit den vier Ermittlern auch genug Abwechslung und Wiederspielwert. Hat man dann gefallen am Spiel gefunden hat man somit auch noch die Möglichkeit, durch jede Menge Erweiterungen noch mehr Geschichten im Lovecraft-Universum zu erleben.
Das Solospiel
Auch wenn ich Gefallen am Solomodus von Arkham Horror gefunden habe, werde ich kompetetive Spiele, wie beispielsweise Scythe oder Blackout Hong Kong, nicht alleine spielen. Für mich sind Brettspiele nach wie vor ein Medium, das ich am liebsten in einer Gruppe erleben möchte. Das Kommunizieren, das gemeinsame Ärgern und Spaß haben, sind einfach Dinge, die jeden Brettspiel-Abend zu etwas Besonderem machen. Ich finde es super, dass ich ich Arkham Horror nun auch spielen kann, wenn ich gerade keinen Mitspieler habe, freue mich aber dennoch wieder sehr darauf in einer lustigen Runde weitere Brettspiele auszuprobieren.
Letztendlich zeigt sich aber mal wieder: Ob alleine oder in einer Gruppe, Brettspiele sind einfach super!