Schwer atmend schleicht eine Gruppe von Investigatoren auf der Suche nach der entführten Tochter eines wohlhabenden Geschäftsmannes, durchs feuchte Unterholz. Ein lauter, schriller Schrei ertönt aus den eigenen Reihen, als die vier Hobbydetektive eine am Baum einer Lichtung aufgehängte Leiche sehen. Alarmiert vom Geschrei, brüllt ein Mann aus einer weiter entfernten, heruntergekommenen Holzhütte: „Haut ab oder ich erschieße euch auf der Stelle, ihr umherwandelnden Schrecken. Ich habe heute Nacht schon einen eurer Ungeheuer getötet.“ Als das jüngste Mitglied der Gruppe dies hört, wird sein aufkeimender Wahnsinn noch schlimmer. Denn durch die ständigen Albträume der letzten Nacht, von ungeheuerlichen Tentakelmonstern des Cthulhu aus der Tiefe, ist der junge Ermittler sehr dünnhäutig. In seiner unsäglichen Angst rennt er ohne zu überlegen auf die Holzhütte zu. Ein ohrenbetäubender Schuss ertönt…
Was ist Pen & Paper?
Unter einem Pen & Paper Rollenspiel versteht man eine besondere Art eines asynchronen Gesellschaftsspiels. Es gibt immer einen Spielleiter, der die Welt und Geschichte (wie zu Beginn angerissen) zum Leben erweckt, die die restlichen Spieler gemeinsam erkunden und erleben. Alles was dazu benötigt wird sind erst Mal nur „Pen & Paper“. Also Stift und Papier. Denn alles weitere Spielt sich in den Köpfen der Spieler ab. Die Rahmenhandlung und das Setting werden zuvor vom Spielleiter festgelegt. Anschließend entwerfen, die Spieler nach gewissen Regeln einen Charakter, den sie während des Abenteuers verkörpern wollen. Hier sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Jeder kann in die Rolle schlüpfen, die er gerne mal verkörpern würde. Der neue Charakter erhält dann bestimmte Werte, wie Stärke oder Charisma, die Eigenschaften festlegen. Diese Werte werden auf Charakterbögen festgehalten und können während des Spiels verbessert werden. Klar, wer zum Beispiel ständig schwere Dinge schleppt wird natürlich auch stärker.
Der Spielleiter erzählt anschließend den Anfang der Geschichte und gibt ein Szenario vor, wie zum Beispiel die Entführung eines Mädchens. Der wohlhabende Vater organisiert daraufhin ein Suchteam und verspricht einen hohen Lohn. Auf solche Gegebenheiten dürfen dann die Spieler reagieren. Diese Aktionen müssen nicht immer sinnvoll sein. Mag ein Charakter den Vater zum Beispiel nicht, kann er auch einfach sagen: „Das geschieht dir recht du Geizkragen!“, oder man schließt sich der Suchmannschaft an, oder, oder oder…
Auf alle Aktionen muss der Spielleiter dann spontan reagieren und die Geschichte damit weiterspinnen. Es entsteht also ein kleines Impro-Theater im eigenen Wohnzimmer.
Für alle angehenden Spielleiter empfehle ich unseren Artikel zum Leiten von Pen & Paper Abenteuer. Dies lässt sich auf alle Spielsysteme, also auch Cthulhu, übertragen.
Cthulhu – ein leichter Einstieg
Wer sich für das Thema Pen & Paper interessiert, wird meist zunächst durch die Vielzahl an verschiedenen Spielsystemen abgeschreckt. Für alle Einsteiger, aber auch alten Hasen, kann ich das Rollenspiel Cthulhu vom Pegasus Spieleverlag empfehlen. Alles was man für den Anfang benötigt ist das sehr gut und verständlich geschriebene Grundregelbuch, ein paar Charakterbögen (gibt es kostenlos zum Herunterladen und Ausdrucken) und ein paar Würfel. Im Vergleich zu anderen Systemen ist das Grundregelwerk zu Cthulhu mit knapp 20€ ein wahres Schnäppchen. Trotzdem ist es auf hochwertigem Papier gedruckt und wirkt sehr wertig. Cthulhu bietet somit einen kostengünstigen Einstieg ins Hobby.
Alle Neulinge werden im Buch sehr gut an die Hand genommen. Es wird zunächst die Charaktererschaffung Schritt für Schritt erklärt. Anschließend erfährt man alles über das Spielprinzip und die gesamten Regeln. Da alles mit Beispielen nochmals erklärt wird, versteht man die einzelnen Regeln sehr schnell. Darüber hinaus enthält das Grundregelwerk auch noch kleine Abenteuer, die sich besonders für die ersten Spielabende anbieten. Diese dauern nicht allzu lange und vermitteln einen guten Eindruck des Spiels. Besonders Gruppen mit lauter Pen & Paper – Neulingen kann ich dies nur empfehlen. Außerdem helfen diese Geschichten die Fantasie des Spielleiters anzuregen, um bald völlig eigene Abenteuer schreiben zu können.
Ein weiterer großer Pluspunkt sind die sehr intuitiven Regeln. Bei Cthulhu bietet es sich an, den neuen Spielern gar nicht allzu viel über die Regeln zu erzählen. Es genügt die Charaktererstellung mit den Spielern durchzugehen. Anschließend sollen sie einfach nur beschreiben, was sie in bestimmten Situationen machen wollen. Der Spielleiter entscheidet dann, welche Regeln angewendet werden kann bzw, was die Spieler würfeln müssen, um zu überprüfen, ob die Aktion erfolgreich war. Stehen die Spieler zum Beispiel vor einer verschlossenen Tür, könnten sie versuchen sie mit Gewalt aufzubrechen oder das Schloss zu knacken. Im ersten Fall würde der Spieler eine Würfelprobe auf Stärke ablegen. Bei einem erfolgreichen Wurf könnte der Spielleiter nun weitererzählen, dass der Spieler mit lauten Knacken und splitterndem Holz durch die Türe bricht. Benötigt werden dazu meist nur zwei Würfel, um eine Prozentzahl auszuwürfeln. Somit muss nicht, wie bei anderen Systemen erst immer überlegt werden, welchen Würfel man werfen muss. Ebenso einfach verlaufen die Kämpfe. Es werden keine Figuren oder Spielpläne verwendet. Alles spielt sich in den Köpfen der Spieler ab. Man sagt einfach: „Ich schlage mit meiner harten Faust zu…“ oder „Ich ziehe meine Tommy-Gun unter meinem Mantel hervor und eröffne das Feuer…“. Anschließend wird wieder gewürfelt, ob man trifft oder eben nicht…was oft schlimme Auswirkungen haben kann.
Durch all diese Punkte entsteht sehr schnell ein sehr angenehmer Spielfluss, bei dem sich alle Beteiligten auf die Geschichte konzentrieren können, ohne sich zu viel Gedanken über die einzelnen Regeln machen zu müssen.
Cthulhu – ein spannendes Setting
Das gesamte Spiel spielt in den 1950ern. Man darf sich also ein Setting vorstellen, wie es in bekannten schwarz-weißen Mafia-Filmen gezeichnet wird. Hinzu kommen aber noch alle Inhalte aus den Erzählungen von H.P. Lovecraft (1890 – 1937). Somit also auch der bekannte Cthulhu -Mythos, für den der Auto berühmt und zum einflussreichsten Autor der übernatürlichen Horrorgeschichten wurde. In seinen Kurzgeschichten spielt er immer mit der Furcht des Menschen vor dem Unbekannten. Und genau diese Angst erzeugt auch das Rollenspiel zu diesem Mythos. Alle Charaktere laufen immer Gefahr, dem Wahnsinn anheim zu fallen. Dies geschieht zum Beispiel durch lesen von Büchern in denen das schlimmste aller Übel beschrieben wird: Cthulhu. Einer der großen alten, der in einem todesähnlichen Schlaf auf der Erde schlummert und würde er erwachen die Gesamte Welt in einem Augenblick zerstören würde. Dies herbeizurufen versuchen die Kultisten also die Anhänger von Cthulhu und den anderen großen Übeln. Diese Vereinigung ist der Gegenspieler der Spielercharaktere. Zusätzlich kommen noch alle übernatürlichen Wesen hinzu, die dem Kopf von Lovecraft entsprungen sind. Schon allein für die Beschreibungen und Bilder der einzelnen Monster, lohnt es sich das Grundregelwerk zu kaufen. Es ist also nicht nur für Rollenspieler ein tolles Werk, sondern auch für alle Cthulhu – und Lovecraft-Fans.
Aber keine Sorge, wer vom Cthulhu -Mythos noch gar nichts gehört hat, erfährt im Grundregelwerk genug über Lovecraft und seine Werke, um in der Welt voller Tentakelmonster ein tolles Abenteuer zu leiten.
Wem die 50er Jahre nicht so gefallen, der findet im Buch auch Beschreibungen, wie man die Regeln anpassen kann, um in der heutigen Zeit zu spielen.
Von mir zum Spielstart erworbene Produkte von Pegasus:
Fazit
Wer mal in die Welt von Lovecraft abtauchen möchte, oder einfach mal mit seiner Spielegruppe etwas ganz neues ausprobieren möchte, dem empfehle ich das Cthulhu Rollenspiel. Die Regeln sind sehr einfach und intuitiv, so dass schnell eine Runde gespielt werden kann. Voraussetzung dafür ist jedoch eine Gruppe von Spielern, die auch gerne aus sich herauskommen. denn je mehr die Spieler in ihrer Rolle aufgehen, desto spannender und lustiger wird das Abenteuer und somit der Spieleabend.
Da auf dem Tisch kein Spielplan ausgelegt werden muss, hat man in der Tischmitte genug Platz für allerlei Knabberzeug und leckere Getränke – ein großer Vorteil vom Pen & Paper!!