Was ist eine Spiele-Comic?
Die Idee ist nicht ganz neu, aber interessant: eine Mischung aus Spiel und Comic. Das Buch mit Hardcover ist prinzipiell wie ein Comic aufgebaut, bei dem der Leser aber wie in einem Spiel verschiedene Rätsel lösen muss. Er selbst nimmt die Rolle des Protagonisten ein, indem er entscheidet was getan werden soll. Stellt er die richtigen Fragen und zieht er durch Beobachtung und ein wenig Nachdenken die richtigen Schlüsse, ist die Lösung zum Greifen nahe. Der Leser wird in diesem Falle selbst zu Sherlock Holmes bzw. Dr. Watson.
Wie geht das?
Eigentlich ganz einfach von Bild zu Bild: Jedes Bild oder jede Bilderreihenfolge besitzt eine Nummer, die festlegt, in welcher Reihenfolge ein Fall gelesen werden soll. Steht eine Entscheidung an, liegt es nun am Leser, wie es weitergeht. Sollte ein Mord geschehen sein, kann beispielweise die Wunde untersucht werden, die einen Hinweis auf die Mordwaffe gibt. Es stehen drei zu Auswahl – je nachdem für was sich der Ermittler (also der Leser) entscheidet, blättert er zur angegebenen Nummer und schon geht es weiter. So ergeben sich je nach Entscheidung verschiedene Lösungs- und Ermittlungswege. Folgert er richtig, ist die Lösung schneller gefunden und der Fall kann abgeschlossen werden.
Holmes oder Watson?
Der Leser hat sogar die Wahl zu Beginn eines Falles als Sherlock Holmes oder Dr. Watson zu agieren. Entscheidet man sich die Rolle des Dr. Watson einzunehmen, hat man einen kleinen Vorteil und kann einem Verdächtigen beispielsweise mehr Fragen stellen. Sollte man an der ein oder anderen Stelle „festhängen“, besteht die Möglichkeit Holmes zu Rate zu ziehen – wen auch sonst. Entscheidet man sich für Sherlock Holmes muss man den Fall mit weniger Hilfe lösen.
Nun gut – Sherlock wartet
In der Nacht wurden anonym vier Akten zu vier Fällen in den Briefkasten der Baker Street eingeworfen… wer tut so etwas? Sherlock kommt ins Grübeln… doch nicht etwa James Moriarty, der totgeglaubte Feind? Um herauszufinden, was es mit den vier Fällen auf sich hat, müssen diese erst einmal gelöst werden:
- Die Katze aus der Baker Street: Deine (Du bist ja Holmes oder Watson) Vermieterin wurde überfallen und ihre Katze ist verschwunden. Wo ist die Katze?
- Die Lebenslinie: Eine bekannte Hellseherin wurde ermordet. Wer ist der Täter und warum?
- Der Gedächtnislose im Wald von Highgate: Wer ist John Doe und wer ist für seinen Zustand verantwortlich?
- Der Skarabäus aus dem British Museum: Wer hat das wertvolle Stück aus dem Museum entwendet?
Zusätzlich zu den Ermittlungen der vier Fällen gibt es eine kleine Nebenaufgabe: Schreibmaschinentasten finden. In den kleinen Comic-Bildchen, mal offen, mal in kleineren Verstecken, sind die Tasten zu entdecken, die eingesammelt werden müssen. Wofür? Diese Antwort gibt es erst am Ende, wenn die vier Fälle gelöst sind und eine letzte Aufgabe ansteht, bei dem die Anzah der gefundenen Tasten eine große Rolle spielt. Gibt es ein Wiedersehen mit Moriarty? Alle Rätsel führen zum finsteren Verbrechergenie im Hintergrund. „Elementar“, wie Holmes wohl sagen würde.
Entscheidungsfreiheit & Zusatzrätsel
Nachdem der erste Fall als Dr. Watson gelöst werden muss, hat man danach nicht nur die Freiheit als Holmes oder Watson zu agieren, sondern auch die Bearbeitungsreiheifolge selbst zu wählen. Es besteht auch die Möglichkeit Orte (wie zum Beispiel einen Tatort) mehrfach zu besuchen oder Namenslisten mehrfach zu begutachten. Das ist auch gut so, denn ab und an entgeht einem dann doch etwas und entdeckt verschiedene Hinweise erst beim zweiten oder dritten Mal.
Wie ist’s so?
Der Comic kommt mit Hardcover und einem sehr wertigen Druck daher. Das ist auch gut so, denn man muss viel Blättern. Das ist auch das einzige Manko am Ganzen – aber anders ist das wohl nicht möglich – der Leser entscheidet eben, wie es weitergeht, dann muss er auch etwas dafür tun. Am besten bearbeitet man seine Fälle in Ruhe, denn an der ein oder anderen Stelle wird es knifflig und man muss sich konzentrieren. Das Buch bietet aber auch die Möglichkeit auf den ersten Seiten Notizen zu hinterlassen oder auch die Fragen, die man beispielsweise Verdächtigen gestellt hat, anzukreuzen.
Schade ist es allerdings, dass man erst am Schluss die Auflösung aller Fälle erhält und nicht schon nach dem ersten prüfen kann, ob man richtig liegt. Das hat aber einen Grund: Die letzte Aufgabe am Ende der vier Fälle. Wenn man hier schon wüsste, dass sie alle richtig sind, würde die letzte Aufgabe nicht mehr funktionieren.
Ich persönlich finde die Idee des Spiele-Comics genial, es ist aber Geduld beim Blättern gefragt. Übrigens auch eine tolle Geschenkidee für kleine und große Kinder.
Angaben zum Sherlock Holmes Spiele-Comic
Verlag: Pegasus Spiele
Titel: Sherlock Holmes – Die vier Fälle
Erschienen: 22.02.2017
Alter: ab 8 Jahren
Preis: 14,95 €
Weitere Ausgaben: Spiele-Comic Abenteuer: Ritter – Wie alles begann (vom 22.02.2017)