In erster Linie lese ich gerne Fantasy. Ich mag gute Geschichten über besonders gut strukturierte Helden, über Schlachten mit Drachen und Zwergen und allem drum und dran. Jedoch schließe ich gute Literatur aus anderen Genres nicht aus und finde in jeder Sparte meistens was, das mir gefällt. So bin ich in den letzten Jahren immer wieder auf den Autor Haruki Murakami gestoßen. Dessen Werke wurden mehrfach mit Literatur-Preisen ausgezeichnet und er wird immer wieder als „einer der besten Autoren unserer Zeit“ aus Japan bezeichnet. Das unterschreibe ich sehr gerne.
Zwar habe ich selbst nicht alles gelesen und sein neuestes Werk „Die Ermordung des Commendatore I“ liegt ungelesen in meinem Regal, doch die letzten Romane „Wilde Schafsjagd“ und „Tanz mit dem Schafsmann“ konnte ich nicht aus der Hand legen und beschäftigten mich danach mehrere Stunden. Beide Bücher – so auf Empfehlung einer guten Freundin – soll man nacheinander lesen, denn sie hängen zusammen, handeln von dem gleichen Protagonisten. Und so war ich sehr gespannt darauf, als ich „Wenn der Wind singt / Pinnball 1973“ in den Händen hielt und diese Lektüre lesen konnte. Denn auch sie knüpfen an beide Romanen an.
Die Handlung – kurz und knapp
Das Buch ist in zwei Romane gegliedert, die jedoch recht kurz sind. Die Personen hängen in beiden Erzählungen zusammen. Einmal gibt es da den namenlosen 21-jährigen Studenten, der in „Wenn der Wind singt“ seine Heimat besucht und seinen Sommer (August 1970) mit einer Frau mit lediglich vier Fingern an der linken Hand erlebt. Der Leser erhält dabei Einblicke in sein Leben und seinen Freizeit, die er am liebsten mit seinem Freund, genannt „Ratte“, und dem Barkeeper Jay in dessern Bar verbringt.
In der Handlung von „Pinnball 1973“ hat der der ehemalige Stundent drei Jahre später ein Übersetzungsbüro mit einem Arbeitskollegen eröffnet. Die Beiden nehmen Aufträge an, stellen eine zusätzliche Hilfskraft ein. Er lebt dabei mit Zwillingen zusammen, die eines Tages einfach erschienen sind und findet gefallen an einem Flipperautomaten. Als dieser dann verschwindet, begibt sich er sich auf die Suche danach, die sich als äußerst schwierig herausstellt. Ratte hat währenddessen das Studium geschmissen und hängt noch immer oft bei Jay in der Bar herum. Er lernt eine Frau kennen, in die er sich scheinbar verliebt.
Zum Reinhrochen
Zugegeben…
Es ist nicht das beste Werk Murakamis. Der Autor habe sich lange dagegen gesträubt, diese Erzählung übersetzen zu lassen, da es seine erste verfasste Erzählung ist. Wäre dies mein erstes Buch von ihm gewesen und würde ich mich nur auf dieses eine literarische Werk stützen, so wäre ich mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht daran interessiert, weiterzulesen. Interessierten würde ich raten, erst einmal ein anderes Buch von ihm zu lesen, „Wilde Schafsjagd“ oder „Sputnik Sweetheart“ wäre da meine persönliche Empfehlung.
Es ist kein Meister vom Himmel gefallen
Trotzdem war diese kleine Erzählung keineswegs eine Zeitverschwendung. Murakami zählt, wie schon gesagt, zu den größten Autoren unserer Zeit. Oft fassen seine Bücher um die 300 Seiten in kleiner Schrift, „Wenn der Wind singt/ Pinnball 1973“ sind jeweils kürzer und können an nur einem Nachmittag durchgelesen werden.
In erster Linie ist es ein Werk, das inspiriert.
Denn jeder hat im Leben sicher diese eine Phase, in der man sich seiner Fähigkeiten nicht bewusst ist, sich vielleicht wie ein Nichtsnutz fühlt, ich schließe mich da jedenfalls nicht aus. So ist es eine interessante Erfahrung, ein Buch eines Bestsellerautors in den Händen zu halten, dass nicht so ganz überzeugen kann. Schlichtweg ist die Erzählung schon lesenswert, denn Ansätze des späteren Stils werden hier leicht deutlich.
Warum Murakami?
Denn was Murakami so lesenswert macht, ist genau das, sein Schreibstil und die Art, wie er seine Geschichten erzählt. Es sind alltägliche Situation, in die er seine Figuren wirft und doch geschieht immer etwas Surreales, schon fast fantastisch, wenn ich mich weit aus dem Fenster lehnen darf. Oft ist es auch ein gut erzählter Thriller, eine spektakuläre Jagd im Trott des Alltags, immer gepaart mit ein wenig Erotik. Dabei überzeugt oft sein ganz eigener Schreibstil, der auch in die tiefe Seele des Protagonisten schauen lässt.
Fazit
„Wenn der Wind singt / Pinnball 1973“ zählt sicher nicht zu den Meisterwerken und besten Büchern meines Lebens. Dennoch eignet es sich für einen Nachmittag mit Kaffee. Die Fortsetzung seines Buches „Commendatore I“ ist übrigens diesen April erschienen. Wer sich also überzeugen will und vielleicht einen kleinen Motivationsschub braucht, der sollte sich diesem kleinen Werk annehmen.
Was genau?
Titel: Wenn der Wind singt / Pinnball 1973
Autor: Haruki Murakami
Übersetzung: Ursula Gräfe
Verlag: btb (Original: Kondansha Ltd., Tokio)
Seitenanzahl: 272 Seiten, Softcover
Erscheinen: 09.01.2018
Preis: 10 €
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