Vor gut 4 Wochen wurden die Oscar-Nominierungen bekannt gegeben. Die diesjährigen Animationsfilme sind unter anderem The Boss Baby, Ferdinand oder auch das neue Meisterwerk vom Hause Disney und Pixar: Coco.
Ich selbst bin schon seit Jahren Anime-Fan und liebe die Werke von Studio Ghibli, die immer wieder auf der ganzen Welt ihre Fans. Aber es gibt ja nicht nur Studio Ghibli, das so einige Meisterwerke der japanischen Animationskunst herausbringt.
Als im Januar 2018 hierzulande der Film Your Name. – Gestern, heute und für immer erschien (im Original: Kimi no na wa) – bin ich innerlich vor Freude explodiert. In Japan wurde der Film schon 2016 publiziert und ist laut Internet der erfolgreichste Anime-Film schlechthin. Auch als ich hörte, dass der Film vielleicht für einen Oscar nominiert war, habe ich mich darüber sehr gefreut – umso größer dann doch die Enttäuschung, dass dem nicht so ist. Denn dieser Film verdient mehr als die Aufmerksamkeit, die er momentan bekommt.
Kein Ghibli-Film, trotzdem Futter für die Seele
Kimi no na wa basiert auf dem Roman von Makoto Shinkai. Dieser ist ebenfalls der Regisseur und Animator des Films und wird wohl auf einigen Plattformen als der neue Hayao Miyazaki betitelt. Doch anders als die meisten Ghibli-Filme hat dieser Film keine Metaebene, in der es um unsere Gesellschaft oder unser Ökosystem geht.
Der Film lässt sich mehr in das Romance und Fantasy-Genre mit kurzen Comedy-Elementen platzieren und ist mit seinen knapp über 100 Minuten Laufzeit nicht eine Sekunde zu lang. Denn die Handlung nimmt ab einem gewissen Punkt mehr Fahrt auf, als man es im ersten Moment erwarten würde.
Der Trailer zu Your name.
Der Film konzentriert sich auf zwei Protagonisten
Zu einem ist da die Schülerin Mitsuha, ein Schulmädchen auf dem Land und Tochter des Bürgermeisters, die mit ihrer kleinen Schwester bei ihrer Großmutter lebt. Das idyllische, friedliche Landleben nervt sie und sie wünscht sich nichts anderes, als ein Leben in der Großstadt, genauer gesagt in Tokio.
In der Metropole lebt der Schüler Taki, der neben seinem Nebenjob in einem Restaurant nicht so ganz weiß, was er in seinem Leben machen soll.
Eines Tages bemerkt das Umfeld der beiden, dass sie sich am Tag zuvor merkwürdig verhielten. Die beiden Protagonisten haben jedoch keine Erinnerung an den Tag und so wird ihnen im Laufe des Geschehens langsam bewusst, dass sie im Schlaf die Körper tauschen.
Dass der Film anfangs wie eine seichte Teenieromance wirkt, ist schnell klar. Bis zu einem gewissen Punkt baut sich die Handlung darauf auf, doch als der Schüler Taki sich dann eines Tages auf den Weg macht, Mitsuha auf dem Land zu besuchen, nimmt der Film eine wirklich dramatische Wendung mit einem fast unvorhersehbaren Twist. Die Handlung wird ab diesem Punkt ernst, gleitet wenn nicht sogar ein wenig ins düstere. Warum die beiden Schüler, die in ihrem Leben vorher so noch keinen Berührungspunkt hatten, ihre Körper tauschen, wirkt im Laufe des Films einleuchtend und wird den Zuschauer geschickt zugänglich gemacht. Japanische Traditionen und Bedeutung von philosophischen Themen – wie die des Wortes „Musubi“ – werden nicht außer Acht gelassen und wunderschön, sogar schon respektvoll in den Film eingearbeitet.
Guilty Pleasure für das Auge und jeden Anime-Fan
Neben der originellen Handlung ist auch die Animation wirklich gelungen. Sie wirkt an einigen Stellen schön weich, setzt perfekte Akzente und die Farben sind stimmungsvoll und sind an keiner Stelle weder zu grell noch zu dunkel. Es ist einfach zu bemerken, dass die Produktion keinen Amateuren überlassen wurde. Und wer wie ich ein Fan von japanischen Landschaftsbildern ist, wird beim Schauen sicher öfters zufrieden aufseufzen.
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Nur Positives?
Da kein Film perfekt ist, gibt es auch bei diesem Film zwei Punkte, die den einen oder anderen Zuschauer etwas nerven könnten. Wer mit J-Pop und J-Rock nicht so viel anfangen kann, wird seine Probleme haben. Die Songs, die von der japanischen Band radwimps stammen, werden im Film neben dem Soundtrack immer wieder eingespielt und sorgen für den Ohrwurm nach dem Abspann. Auch die Beziehung zwischen den beiden Teenagern könnte dem Zuschauer ein wenig zu kitschig vorkommen, so zu Anfang auch mein Gefühl. Auch die Charaktergestaltung ist auf dem ersten Bild möglicherweise ein wenig zu stereotypisch, was sich jedoch nicht durch den Film zieht. Beide Hauptcharakter machen eine gute Entwicklung durch und besitzen Tiefe, die dafür sorgt, dass sich der eine oder andere vielleicht mit den Situationen der Jugendlichen doch etwas identifizieren könnte.
Ist Your name. empfehlenswert?
Ich habe den Film mittlerweile mehrere Male gesehen. Und trotz, dass ich die Handlung kannte und eigentlich auch nicht zu der Menschensorte gehöre, die schnell ein Tränchen bei einem Film verdrückt, ist dies jedes Mal passiert. Ich verstehe immer noch nicht, warum anscheinend so wenig über den Film gesprochen wird, wo er doch Meisterwerke wie Chihiros Reise ins Zauberland von dem finanziellen Thron des Animationsfilmlandschaft gestoßen hat.
Die DVD erscheint im Mai auf Amazon und ich rate jedem, der sich nur einen Hauch für Anime interessiert, schöne Animationen jeglicher Art liebt oder die Band radwimps mag, diesen Film zu schauen. Er ist auf jeden Fall für fast jede Altersklasse bestimmt, egal ob man ihn alleine oder zusammen mit Freunden oder Familie sieht.
Was genau?
Titel: Your Name. – Gestern, heute und für immer
Genre: Anime
Regie: Makoto Shinkai
Produktion: Universum ANIME
Jahr: 2016
Länge: ca. 102 Minuten
FSK: ab 6 Jahren
Schauspieler (u.a.): Laura Maire, Laura Jenni, Janne Wetzel, Maximilian Belle, Tobias John von Freyend
Land: Japan