In schicker aber düsterer Grafik kämpfen wir uns durch meist zufällig generierte Dungeons, um dem Anwesen unseres Vorfahren, das sog. Hamlet, wieder zu neuem Ruhm zu verhelfen. Wir bauen nach und nach mit den gefunden Schätzen die Gebäude aus, mit denen wir wiederum unsere Helden verstärken können, um in noch gefährlichere Dungeons vorstoßen zu können. Dabei ist es essentiell wichtig, nicht nur die Lebenspunkte unserer Recken im Auge zu behalten, sondern auch deren aktuelles Stresslevel. Mittlerweile weiß jeder: Zu viel Stress schadet – auch in Darkest Dungeon. Übersteigt das Stresslevel eines Helden einen gewissen Wert droht eine Herzattacke und damit der Tod.
Der Ausgangspunkt ist das oben bereits erwähnte Anwesen. Hier können u.a. neue Helden verbessert, vom Stress geheilt oder neue Helden rekrutiert werden. Aktuell gibt es (mit DLC) 16 verschiedenste Klassen mit unterschiedlichen Fertigkeiten. Dadurch, dass jeder Dungeon in 4er-Gruppen bestritten wird, ergeben sich durch die Vielfalt der Klassen äußerst unterschiedliche Taktiken und Gruppenzusammenstellungen.
Keine Strahlemänner
Wichtig ist hervorzuheben, dass die Helden in Darkest Dungeon keine Strahlemänner sind, sondern zumeist düstere Gestalten mit verschiedensten Gebrechen und Wesenszügen. So lässt sich beispielweise einer unserer Helden nur noch mit Alkohol vom Stress befreien. Ein anderer hat panische Angst vor der Dunkelheit und wir müssen darauf achten, immer genügend Fackeln dabei zu haben. Wieder ein anderer erhöht den Stress unserer gesamten Gruppe, weil er ein notorischer Pessimist ist. Diese Marotten können sich im Spiel verändern, so kann es passieren, dass unser Angsthase nach einem abgeschlossenen Dungeon nicht nur keine Angst mehr im Dunkeln hat, sondern in eben dieser noch besser kämpft.
Die Dungeons
Bevor es in einen Dungeon geht, müssen wir uns zuerst auf einer kleinen Übersichtskarte aussuchen, in welchen Dungeon wir unsere Gruppe schicken möchten. Es gibt mehrere Gebiete mit verschieden schwierigen und langen Abenteuern. Da unsere Helden von Level 1 bis Level 6 aufsteigen können, müssen wir einen Dungeon wählen, den wir auch bewältigen können. Zusätzlich möchte keiner der stärkeren Helden in Dungeons gehen die unter ihrer Würde (Level) liegen. So ist sichergestellt, dass selbst einfache Dungeons fordernd bleiben. Hauptunterschied zwischen den Gebieten sind die darin vorkommenden Gegner. In den Ruins beispielsweise treffen wir meistens auf skelettartige Feinde, während in den Warrens widerliche Schweine-Mensch-Kreaturen im Dunklen auf uns lauern.
Entsprechend der Gegend, in der der erwählte Dungeon liegt, müssen wir uns unsere Gruppe zusammenstellen. Nehmen wir einen Helden mit, der hauptsächlich Blutungsschaden verursacht, wird der in einem Dungeon in den Ruins nahezu nutzlos werden, da Skelette einen immens hohen Resistenzwert gegen Blutung haben. Haben wir uns letztendlich für eine Gruppenzusammensetzung entschieden, oft besteht diese aus einem Helden der viel einstecken kann, einem Heiler und 2 Schadensverursacher, können wir uns noch mit einigen Versorgungsgütern wie Nahrung, Fackeln, Verbänden oder Schlüsseln ausstatten und dann geht es auch schon los.
Aufbau der Dungeons
Jeder Dungeon besteht aus Räumen, die mit Gängen verbunden sind. Um einen Dungeon abzuschließen, gibt es in jedem verschiedene Aufgaben. In einem müssen 90% der Räume erkundet, in einem anderen muss ein Bossmonster erschlagen oder bestimmte Gegenstände gefunden werden. Jedem der Darkest Dungeon spielt, muss allerdings klar sein, nicht jeder Quest kann abgeschlossen werden. Darauf weist auch direkt der Ladescreen des Spiels hin:
Quests will fail or must be abandoned. Heroes will die.
Das Kampfsystem
Das Kampfsystem in Darkest Dungeon ist relativ simpel und bietet dennoch große taktische Vielfalt. Die Kämpfe sind rundenbasiert – jeder Held und Gegner hat im Normalfall eine Aktion pro Zug. Die Klassen besitzen je 7 Fertigkeiten, von denen 4 vor Beginn der Quest ausgewählt werden können. Wichtig dabei ist, dass die Fertigkeiten möglichst aufeinander und auf die Feinde abgestimmt sind. Beispielsweise können wir im ersten Zug mit unserem Bounty Hunter einen Feind markieren, dieser erhält dann mehr Schaden durch die Schussfertigkeit unseres Highwaymans. Die Helden besitzen verschiedene Werte wie Geschwindigkeit, Verteidigung, Ausweichen etc. Diese bestimmen entsprechend den Ausgang von Angriffen. Ein hoher Ausweichen-Wert hilft unserem Helden logischerweise öfter Attacken von Feinden auszuweichen. Die Höhe der Werte ist abhängig von Klasse und Ausrüstungsgegenständen, die der Held besitzt.
Weiteren taktischen Tiefgang bietet die Position der Helden und Feinde. Währen der Arbalest mit seiner Armbrust in Position 1, ganz vorne, nahezu nutzlos ist, bringt der Crusader mit seinem 2-Hand-Schwert in ebendieser den meisten Vorteil. Jede Fertigkeit lässt nur in bestimmten Positionen ausführen. So sind Feinde, die die Positionen der Gruppe durcheinander bringen können, meist sehr stark, da so oftmals ganze Runden verloren gehen, weil wir unsere Helden neu positionieren müssen.
Trefferpunkte und Stress
Neben Trefferpunkten ist eine weitere Ressource, auf die wir achtgeben müssen, der Stress jedes Helden. Dieser erhöht sich im Laufe des Quests nahezu permanent, ist aber von vielen Faktoren abhängig. Haben wir beispielsweise keine Fackeln dabei und müssen somit im Dunkeln kämpfen, erhöht sich der Stress viel schneller als bei Licht. Erreicht der Stress einen Wert von 100, wird die Entschlossenheit der Recken getestet, meist erhält dieser eine permanente negative Eigenschaft, bis er im Hamlet geheilt wird. Beispielsweise kann ein Held dann paranoid werden, dadurch kann der Stress der ganzen Gruppe erhöht werden, wenn der paranoide Charakter Kommentare von sich gibt. Erreicht der Stress dann den Wert 200, bekommt der Held eine Herzattacke, seine Trefferpunkte fallen auf 0 und beim nächsten erlittenen Schaden, besteht die Möglichkeit zu sterben.
Fazit
Nach fast 50 Stunden Spielzeit kann ich sagen: Darkest Dungeon macht unglaublich viel Spaß. Aber nur, wenn man damit leben kann, dass liebgewonnene Helden sterben, der manchmal unfaire Zufallsfaktor von Angriffsergebnissen, die unerwartet komplette Truppe töten, und das Dungeon crawlen meistens immer gleich abläuft. Trotzdem ist es toll zu sehen, wieviel unterschiedliche Kombinationen von Gruppen sich in welchen Dungeons gut oder weniger gut durchschlagen. Durch viele verschiedene Feinde und Bossgegner (die auch einfach mal zufällig auftreten können, meistens gerade dann, wenn die Gruppe eh schon kurz vorm Abkratzen ist) kommt keine Langeweile auf. Trotz der bisher doch recht langen Spielzeit, habe ich den Darkest Dungeon (auch ein Gebiet!) lediglich einmal betreten. Habe also noch einiges an Inhalten vor mir. Weiterhin ist gerade ein DLC – The Crimson Court – veröffentlicht worden, der u.a. ein weiteres Gebiet mit neuen Quests, Monstern und Bossen und eine neue Klasse beinhaltet.
Ich freue mich auf weitere spannende und frustrierende Stunden in Darkest Dungeon.