Ich war bisher noch nie ein großer Fan von Speedruns. Ich schaue mir lieber ein gutes Let’s Play an. Aber nachdem jetzt schon die zweite Staffel von Speedrundale läuft, sehe ich immer mehr die Faszination die dahinter steckt. Bei den Speedruns, geht es grundsätzlich darum, ein Spiel so schnell, wie möglich durchzuspielen. Dazu werden oft Tricks oder Glitches verwendet, die von den Programmieren so nicht vorgesehen waren.
Aufmerksam auf das ganze Thema bin ich, wie zuvor erwähnt, durch das Rocketbeans-Format Speedrundale, aufmerksam geworden. Was Speedrunner Heinrich “heinki” Wolf, neben vielen weiteren Speedrun-Kollegen, abliefert, ist doch immer sehr beeindruckend.
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Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter auf das Thema Speedrun eingehen. Dies liefert genug Stoff für einen eigenen Artikel. Der Speedrun zu Deus Ex: Mankind Divided, hat mir aber so Lust auf das Spiel gemacht, dass ich es sofort spielen und testen musste. Es ist zwar nicht mehr das aktuellste Spiel, aber ist dennoch einen Blick wert. Nachfolgend also mein Test zum Spiel.
Story
Die Story von Mankind Divided schließt an das Ende von Human Revolution an und setzt somit die Vorgeschichte von Deus Ex und Deus Ex: Invisible War fort. Die Augmentierten werden nach einem Anschlag von den unmodifizierten Menschen als gefährlich eingestuft. Ein Virus ließ die Augmentierten in Human Revolution gegen ihren Willen Gewalttaten und Verbrechen verüben. Somit wurden sie zu einer gefährlichen Minderheit, die wie Aussätzige in Mankind Divided behandelt werden. Wie sich das anfühlt erfährt man als Spieler in der Rolle von Adam Jensen, der selbst zu den Augementierten gehört. Das jedoch nicht freiwillig, denn die Operationen, die ihn zu der Maschine machten, die er jetzt ist, retteten ihm das Leben. Wer den direkten Vorgänger nicht gespielt hat oder die Handlung schon vergessen hat, kann diese in einem ca. 10 minütigen Video nachholen. Dies fasst die Vorgeschichte sehr detailliert zusammen und kann jederzeit vom Hauptmenü des Spiels nochmals abgespielt werden. Trotz seiner mechanischen Körperteile arbeitet Adam inzwischen für Interpol und wohnt in Prag. Hier spielt auch der Hauptteil der Geschichte von Mankind Divided. Nach einem fehlgeschlagenen Einsatz und einem Bombenanschlag auf einen Prager Bahnhof, den Jensen nur knapp überlebt, wird versucht dies mit allen Mitteln einer Organisation von Augmentierten anzuhängen. Diese Anschläge und die damit verbundene Verschwörung aufzudecken ist Adam Jensens Aufgabe. Dabei wird man nicht selten an die Serie 24 erinnert, denn die Handlung findet innerhalb eines Tages statt und man kann sich nie sicher sein, welcher seiner vermeintlich Verbündeten sich doch als Verschwörer entpuppt. Macht man als Spieler mal eine längere Pause von Deus Ex oder hat einen Teil der Handlung verpasst hilft einem auch hier das Spiel wieder auf die Sprünge, indem es die Haupthandlung in den Ladepause nochmals zusammenfasst.
Spielmechaniken
Wie Adam seine Aufgaben erledigt bleibt ganz dem Spieler überlassen. Von völliger Gewaltlosigkeit bis hin zur Rambomethode ist alles möglich. Dabei helfen Adams Augemntierungen, die sich rollenspiel-typisch mit Erfahrungspunkten freischalten lassen. Hier steht dem Spieler ein großes Arsenal zur Verfügung, um Jensen ganz dem eigenen Spielstil anzupassen. Adam lässt sich somit zu einem unsichtbaren und hackenden Solid Snake oder zu einer kurzzeitig kugelsicheren Killermaschine ausbauen. Trotz der vielen Möglichkeiten fühlt sich keine Spielweise überlegen an, denn alle Entscheidungen, die der Spieler trifft werden mit Erfahrungspunkten belohnt, egal ob man alle Gegner erschießt oder alle durch einen versteckten Lüftungsschacht umgeht. Die Schleichmechanik fühlt sich sehr gut an und man hat stets das Gefühl Herr der Lage zu sein. Weshalb die Schleicheinlagen zum großen Highlight des Spiels gehören.
Spielt man Deus Ex eher als Egoshooter kommt man ebenfalls gut voran, es spielt sich jedoch nicht so flüssig wie ein Call of Duty. Ein weiterer Schwerpunkt des Spiels liegt auf den Gesprächen mit den zahlreichen NPCs. Je nachdem wie man sich diesen gegenüber verhält, lassen sich Konflikte sogar völlig Gewaltlos lösen und seine Widersacher mit Worten anstatt mit Waffengewalt überzeugen. Natürlich lässt sich dieses Vorgehen auch mit Augmentierungen vereinfachen. Die Charaktere sind allesamt sehr gut ausgearbeitet und ihre Handlungen sind meist nachvollziehbar, falls man sich die Mühe macht und die zahlreichen E-Mails auf gehackten PCs oder in der Welt verteilten E-Books liest. Einige der NPCs, die man während der ca. 20 stündigen Kampagne trifft, begegnen einem immer wieder. Diese tauchen auch an Orten auf, an denen man sie nicht erwartet hätte und erzählen somit ihre ganz eigene Geschichte. Auf alte Bekannte aus dem Vorgänger trifft man nur sehr selten. So ist David Sariff, der frühere Chef von Adam, der einzige Charakter aus Human Revolution. Möchte man den Hacker Frank Pritchard noch einmal treffen, muss man zum ersten Story-DLC „Systemspaltung“ greifen, der inzwischen erhältlich ist.
Die Sprecher machen in der deutschen Version einen sehr guten Job. Jedoch wird in den Gesprächen ein großer Kritikpunkt von Deus Ex deutlich:
Grafik/Performance
Die toll ausgearbeitete Spielwelt mit all ihren Details zieht einen sofort in seinen Bann und lädt zum Erkunden der Welt ein. Jedoch wird eine Schwäche der Grafikengine sehr schnell deutlich. Die Gesichtsanimationen der Charaktere sind extrem hölzern und machen somit die Immersion die die Spielwelt erzeugt leider sehr schnell kaputt. Dazu tragen die nicht lippensynchronen Dialoge ihren Teil dazu bei. Aber wer darüber hinwegsehen kann und sich eher auf das was gesagt wird konzentriert erlebt eine wunderschönes cyberpunk Prag. In der Stadt ist alles sehr Stimmig ausgearbeitet. Jedes Kleidungsstück, jedes Plakat, jede Polizeiuniform und jedes Möbelstück wurde perfekt passend designt. Hinzu kommen schön gestaltete und abwechslungsreiche Schauplätze, die allesamt zum Erkunden einladen. Ich habe das Spiel auf einem i7-6700k, einer GTX1070 und 16MB RAM getestet. Das Spiel lief auf der Ultra-Einstellung stets flüssig mit mindestens 60fps. Zu Beginn traten noch einige Bugs und Abstürze auf, die inzwischen aber durch zahlreiche Patches behoben wurden.
Lädt man das Spiel aus dem Hauptmenü heraus, sind die Ladezeiten mit 40-60 Sekunden relativ hoch. Muss man aber während des Spielens neu laden verkürzen sich die Wartezeit auf nur wenige Sekunden, was das Schnellladen und –speichern sehr angenehm macht. Da die Stadt Prag in einzelne Viertel unterteilt ist, muss man beim Wechseln auch Ladezeiten in Kauf nehmen, die sich aber auch mit 10-20 Sekunden stets in einem erträglichen Rahmen halten.
Sound/Musik
Wie bereits erwähnt, ist die deutsche Synchro und die Übersetzung der Texte sehr gelungen. Der Sound der Waffen und Gadgets klingt so wie man es erwarten würde und passt zum gesamten Setting des Spiels. Einziger Wermutstropfen bleibt die Musik. Nach dem grandiosen Soundtrack von Human Revolution plätschert die Musik von Mankind Divided leider immer nur im Hintergrund und hinterlässt leider keine besonderen Momente. Trotzdem ist der Soundtrack sehr stimmig und unterstützt die gesamte Atmosphäre, bleibt jedoch hinter seinem Vorgänger zurück.
Fazit
Nach einem etwas holprigen und hölzernen Human Revolution macht Mankind Divided eine richtig gute Figur. Ich wurde nicht selten an den tollen ersten Teil der Reihe erinnert. Das Schleichen macht wieder sehr viel Spaß. Außerdem motiviert das Skillsystem sich einen perfekten Adam Jensen zu bauen ein. Dadurch ist auch ein hoher Wiederspielwert gegeben, wenn man die verschiedenen Wege gehen möchte, die einem das Spiel eröffnet. Wie bereits erwähnt gleicht die Story einer der ersten 24 Staffeln. Man sollte also keine weltumspannende Verschwörungsstory erwarten, sondern ein gut geschriebener Krimi im kleinen Kreis. Aber gerade durch viele spannende Nebenaufgaben motiviert die Story des Spiels einen stets zum Weiterspielen.