Da es gerade ein sehr ansprechendes Humble Bundle (hier geht’s zum Angebot) gibt, in dem man für knapp 9€ unter anderem die tollen Borderlands-Spiele bekommt, habe ich mir die Zeit genommen, um ein vielleicht eher unbekannten Titel des Pakets zu testen. Klar, allein für die Looter-Shooter-Reihe von Gearbox lohnt sich die Investition schon, aber auch Strategen können einen Blick riskieren und sogar mit dem investierten Geld auch noch etwas gutes tun. Endless Legend von den Amplitude Studios richtet sich an alle, die auf 4X-Strategiespiele, wie zum Beispiel Civilisation, stehen.
Endless Legend – Das Setting
Endless Legend bietet allen Fantasy-Fans ein frisches und spannendes Setting. Die im Grundspiel enthaltenen 9 Völker, die allesamt versuchen die Welt Auriga zu besiedeln, erinnern zwar im Ansatz an bekannte Rassen, wie Elfen und Untote, haben aber alle genug Eigenheiten und Hintergründe, um sich deutlich von den Fantasy-Standards abzuheben. So sind die Zerbrochenen Lords zum Beispiel Geister in ihren Rüstungen, die ihre Menschlichkeit verloren haben und deshalb versuchen müssen ihren spektralen Körper mit Energie aufrecht zu erhalten. Somit ist diese Rasse rein gar nicht auf Nahrung angewiesen, was den Spielstiel und die Taktik deutlich beeinflusst.
Die Mezari hingegen sind Siedler, die aus dem All auf der Welt landen und sich deshalb erst an die Gewohnheiten und Begebenheiten der Welt anpassen müssen.
Schon bei der Wahl der Fraktionen hebt sich Endless Legend deutlich von Civilization ab, da die Fraktionen sich nicht nur in einer Spezialeinheit und einem Bonus unterscheiden, der im Lauf des Spiels eher vernachlässigbar erscheint, sondern durch die Unterschiede der Rassen ein deutlich abwechslungsreicheres Spielerlebnis bietet. Endless Legend bietet allein mit den Fraktionen des Grundspiels eine enorme Wiederspielbarkeit. Zusätzlich lässt sich die Anzahl der Völker durch DLCs auf 12 erhöhen.
Spielablauf
Spielstart
Hat man sich nun für seine Lieblingsfraktion entschieden und alle spielrelevanten Einstellungen vorgenommen, startet man genretypisch mit zwei Einheiten und einem Siedler, der es einem ermöglicht seine erste Stadt zu Gründen. Wohin man den Grundstein für sein neues Imperium stellt, muss wohl überlegt sein, denn hat man die erste Stadt gegründet fällt einem sofort ein spannender Unterschied zu Civilization auf: Die Welt ist in Regionen unterteilt, in der jeweils nur eine Stadt gebaut werden darf. Ist die Stadt gebaut beansprucht man somit die gesamte Region für sich.
Stadtverwaltung
Nach der Gründung der Heimatstadt geht es aber erst mal wieder gewohnt weiter. Man befielt seinen Untertanen, welche der fünf Ressourcen (Nahrung, Industie, Dust, Wissenschaft und Einfluss) sie anhäufen sollen. Dies muss natürlich strategisch günstig entschieden werden. Soll die Stadt Nahrung anhäufen, um schnell zu wachsen, sammelt man lieber die Währung Dust, um Armeen zu bezahlen oder setzt man doch lieber auf den technologischen Fortschritt mit Hilfe der Wissenschaft. Hier bietet Endless Legend sehr viele Möglichkeiten wodurch es während der gesamten Partie immer interessant bleibt die perfekte Verteilung seiner Arbeiter zu finden.
Nach einigen Runden fragen sich Civ-Spieler und Endless-Legend-Neulinge aber sicher, weshalb sich die Stadtgrenzen nicht vergrößern. Denn möchte man den Einflussbereich seiner Stadt erweitern geschieht dies nicht von alleine, sondern durch Stadterweiterungen, die natürlich wieder, der eigenen Taktik entsprechend, positioniert werden müssen. Durch dieses Feature, das Civilization 6 jetzt in einem ähnlichen Ansatz mit den Bezirken übernommen hat, hat man ständig etwas zu tüfteln und zu perfektionieren.
Vergrößerung des Reiches
Ist man mit seiner ersten Stadt zufrieden möchte man natürlich sein Imperium mit weiteren Siedlungen vergrößern. Beim Erkunden der Spielwelt und auf der Suche nach neuen Gefilden trifft man mit hoher Wahrscheinlichkeit schnell auf eine der zahlreichen Nebenfraktionen, die auf Auriga heimisch sind. Diese entsprechen den Stadtstaaten aus Civilization, haben aber noch mehr zu bieten: Als Spieler hat man stets die Möglichkeit die Fraktionen zu bekämpfen, und sie sich somit zum untertan zu machen, oder es gelingt einem sich mit den Fraktionen anzufreunden und sie somit für sein eigenes Reich zu gewinnen. Dadurch erhält man die unterschiedlichsten Boni und zusätzlich die Möglichkeit, die Einheiten der assimilierten Fraktion zu bauen.
Quests
Möchte man als friedliebender Spieler eine Fraktion als Verbündeten gewinnen hat man die Option, vielfältige Aufträge für diese zu erledigen. Diese orientieren sich an Rollenspiel-Quests, wie zum Beispiel das Erkunden von Gebieten, Säubern von Höhlen oder das Töten von Monstern. Jede Fraktion verfolgt zusätzlich noch ihre eigenen Aufgaben, die auf die Geschichte des jeweiligen Volkes zugeschnitten sind. Diese kleinen Nebenaufträge lockern den Spielablauf deutlich auf und sorgen für Abwechslung im Herrscheralltag.
Kämpfe
Hat man keine Lust auf Verhandlungen und Gefälligkeiten kann man natürlich auch den Kampf mit gegnerischen Völkern oder einheimischen Fraktionen suchen. Auch hier hebt sich Endless Legend von der Konkurrenz ab. Treffen zwei Armeen aufeinander wechselt das Spiel in den Kampfmodus. Die Schlacht wird zwar auch auf den Hexfeldern der Weltkarte ausgetragen, findet aber in einem dafür abgesteckten Bereich statt. Zu Beginn stellt jeder Kontrahent seine Einheiten in eine günstige Position und kann dann Runde für Runde ein Ziel auswählen, das angegriffen werden soll. Die Positionierung der eigenen Armee ist hierbei entscheidend, denn Höhenunterschiede und Gelände können den Unterschied zwischen Gewinnen und Verlieren ausmachen.
Zusätzlich zum Terrain spielt aber auch die Ausrüstung und Zusammenstellung der Armee eine wichtige Rolle.
Einheitenmanagement
Rollenspieltypisch sammelt die eigene Armee beim Kämpfen Erfahrungspunkt, die die Einheiten stärker und besser werden lässt. Aber die Stärke allein führt nicht zum Sieg. Auch die Ausrüstung muss natürlich gut sein. Diese lässt sich durch Forschung in vielen Schritten stetig verbessern und tauschen. So können alte Stahlharnische durch leichtere Brustpanzer getauscht oder magieverstärkende Amulette angelegt werden.
Zusätzlich zu den normalen Einheiten stehen jedem Volk einige Helden zur Auswahl, die auch mit Ausrüstung versorgt werden wollen, aber zusätzlich in einem eigenen Skilltree angepasst und personalisiert werden können. Diese Spezialisten können dann entweder als Anführer einer Armee oder als Stadthalter eingesetzt werden.
Siegbedingungen
Durch die ganzen Optionen die Endless Legend einem bietet ist man stets Beschäftigt und es stellt sich schnell das „Eine Runde geht noch“-Gefühl ein. Aber neben dem Erkunden der Welt, dem Erweitern des Imperiums und Bekämpfen von Feinden möchte man die eigene Rasse ja zum Sieg und der Eroberung der von Auriga führen. Wie in Civilzation geht dies durch Eroberung und Vernichtung der anderen Völker, durch einen Vorsprung in der Forschung und Wissenschaft, durch Diplomatie, und und und…
Fazit
Ich habe Endless Legend erst vor kurzem entdeckt und mir hat es durch seine vielen neuen Ideen und das frische Fantasysetting sehr viel Spaß gemacht. Als Rollenspieler mag ich es die eigenen Einheiten auszurüsten und mit neuen Skills zu versehen. Auch die vielen Nebenaufträge der anderen Fraktionen halten einen stets bei der Stange. Ich hätte noch viel Details mehr erwähnen können, die Endless Legend zu einem sehr guten Spiel machen, aber dann wäre dies ein Endless Review geworden und man soll ja selber auch noch etwas entdecken.
Wer also auf der Suche nach einem tollen 4X-Spiel ist und die Comic-Grafik von Civilization 6 zu bunt findet, kann hier bedenkenlos zugreifen und bekommt sicher sehr viele Stunden Spaß geboten.