Seit Wochen ist der unangefochtene Spitzenreiter der Steam-Charts PLAYERUNKNOWN’S BATTLEGROUNDS (kurz PUBG). Millionen von Spieler tummeln sich dabei gleichzeitig auf den Severn und kämpfen um ihr Überleben. Sogar Valve’s DotA2, das bisher ungeschlagen war, was die Spieleranzahl angeht, wurde vom Thron gestoßen. Und das, obwohl sich das Spiel immer noch in der Early-Access-Phase befindet, also noch gar nicht wirklich fertig ist. Der große Erfolg liegt sicher auch an der Erfahrung, die Entwickler Brendan Greene mit in dieses Projekt bringt. Er war beteiligt an den Vorläufern des Battle-Royal-Genres. Mitgearbeitet hat er zum Beispiel an H1Z1 – King of the Kill oder an einer Mod für Arma2, die als Vorläufer von PUBG angesehen wird.
Da dieses Genre zurzeit sehr gehyped wird, was unzählige Youtube-Videos beweisen, ist klar, dass auch andere Entwickler ein Stück des Kuchens abhaben wollen. Ein Anwärter auf den Battle-Royal-Thron habe ich mir einmal genauer angeschaut. Epic Game’s Fortnite – Battle Royal erfreut sich gerade wachsender Beliebtheit und bringt mir einem Comic-Look und weiteren neuen Ideen, frischen Wind ins Genre. Ob der free-to-play Titel aber das Zeug zu einem wirklichen PUBG-Konkurrent hat lest ihr hier:
Kleine Anmerkung: Mit Fortnite beziehe ich mich im Artikel auf den Battle-Royal-Modus des Spiels, der kostenlos spielbar ist und nicht auf das gesamte Spiel Fortnite, das schon seit langer Zeit in Entwicklung ist.
Battle Royal – ein simples Spielprinzip
Der Name des Genres bezieht sich auf den gleichnamigen, japanischen Film aus dem Jahr 2000. Darin werden jedes Jahr Schüler ausgewählt an einem vom Staat veranstalteten Todesspiel teilzunehmen. Dabei geht es im Film vor allem um die sozialpsychologischen Interaktionen der einzelnen Spieler. Jüngeren Lesern dürfte wohl eher die Tribute von Panem – Trilogie ein Begriff sein, die die Rahmenhandlung aufgreift und neu interpretiert. Die Prämisse bleibt jedoch dieselbe. Eine Gruppe von Spielern befindet sich in einem abgeschotteten Areal und müssen um ihr Leben kämpfen, bis nur noch einer von ihnen als Sieger übrig bleibt. Dieses makabere Grundkonzept greifen die Battle-Royal-Spiele auf. Sowohl in PUBG, als auch in Fortnite, startet man als Spieler mit 99 weiteren Konkurrenten ohne jegliche Ausrüstung und ohne Ahnung auf einer Insel. Im Spiel gegen die Zeit und aggressive Gegenspieler, heißt es dann schnell sich Ausrüstung, Waffen und ein Versteck zu suchen.
Obwohl das Grundkonzept des Spiels schnell erklärt ist, zeigt sich schon beim Start, auf wie viel unterschiedliche Möglichkeiten man eine Runde angehen kann. Stürzt man sich sofort in ein umkämpftes Gebiet, das mit guter Ausrüstung lockt, und hofft als Sieger aus dem Kampf hervorzugehen, hält man sich zunächst aus allem heraus und wartet darauf, dass sich die Spieler gegenseitig ausschalten, oder versteckt man sich bei Kämpfen lieber im Gras und wartet auf Fehler der anderen Spieler. Diese Unberechenbarkeit der anderen Spieler machen jede Runde extrem spannend und sorgen dafür, dass das Spiel auch nach vielen Runden nicht langweilig wird. In jedem Durchgang passiert etwas neues und unvorhergesehenes.
Was macht Fortnite anders?
Um sich zunächst einmal ein Bild von der Stimmung und dem Ton, den Fortnite anschlägt zu machen, empfehle ich den Trailer zum Spiel anzuschauen:
Mehrere Dinge stechen einem sofort ins Auge. Mit der überdrehten Comic-Grafik wirkt Fortnite eher wie eine Arcade-Version des Vorbilds PUBG. Dass das Spiel einen humorvolleren Ton anschlägt, als der ernste Konkurrent wird schon beim Spielstart klar. Anstatt in einem grauen Militärflugzeug zu starten, beginnt Fortnite in einem knalligen Partybuss, der an einem Ballon über die Insel fliegt. Zu Boden schwebt man nach dem Ausstieg auch nicht an einem gewöhnlichen Fallschirm, sondern elegant mir einem futuristischen Gleiter. Die Waffen, die man während der Spielrunden aufsammelt, sehen zwar ihren realen Vorbildern ähnlich, jedoch zeigt sich beim Abfeuern der Waffe, dass Fortnite eher auf schnellen Arcade-Spaß setzt. Wo man sich bei PUBG noch Gedanken darüber macht, welches Zielfernrohr man auf seine Waffe schraubt und auf welche Entfernung man es einstellt, um die Ballistik der Kugel mit einzuberechnen, ballert man beim Konkurrent einfach darauf los. Sofern man etwas geübt im Umgang mit Maus und Tastatur ist, trifft man dann auch.
Was aber Fortnite noch deutlicher von PUBG unterscheidet, ist der Crafting-Modus. Mit der Spitzhacke, die man schon zu Beginn jeder Runde in Händen hält, lassen sich Holz, Steine und Metall sammeln. Dazu haut man einfach mit seinem Werkzeug auf allerhand Gegenstände wie Autos, Bäume und Häuser ein. Die Materialien, die dabei eingesammelt werden können, werden benutzt, um Wände, Treppen und allerhand andere Dinge zu zimmern, die es einem erlauben sich einzuigeln, oder an strategisch wichtige Positionen zu gelangen. Hieraus ergeben sich natürlich viele Strategien, die einem das Überleben erleichtern. Baut man sich einen hohen Turm, um mit seinem Scharfschützengewehr den besten Überblick zu haben, oder stellt man auf den nächsten Hügel ein ganzes Fort, um es mit den Teamkameraden gegen den Ansturm der anderen Gruppen zu verteidigen. Zu sicher darf man sich im eigenen Bunker jedoch nie fühlen, denn alles was aufgebaut wurde, kann natürlich auch wieder abgerissen werden. Dabei hilft den Gegner nicht nur die Spitzhacke, sondern Fortnite bietet hierzu ein ganzes Arsenal an Abbruchwerkzeugen. Dazu zählen beispielsweise Raketen- oder Granatwerfer.
Fortnite – das kostenlose PUBG
Abgesehen vom Look und von Spielinhalten unterscheidet sich Fortnite auch von den Rahmenbedingungen von PUBG. Ein riesiger Vorteil der Comic-Ballerei ist, dass man es kostenlos (hier erhältlich) und auf jeder Plattform spielen kann. Zwar kostet PUBG nur knapp 30€, aber jeder der sich das grundsätzliche Spielprinzip zunächst mal anschauen möchte, wird sich vermutlich zunächst Fortnite anschauen, bevor er Geld für ein Spiel ausgibt. Darüber hinaus passt der Arcade-Charakter auch gut auf Konsolen. Besonders PS4 Besitzer dürfte es freuen, dass sie nun auch in den Genuss eines Battle-Royal-Spiels kommen. Da sich Microsoft die zeitlich begrenzte Exklusivität von PUBG für ihre XBox One gesichert hat, dürfte es noch eine Weile dauern, bis das Spiel für die Sony Konsole erscheint. Dies kennt man schon vom aktuellen Tomb Raider Spiel, auf das PS4 Besitzer auch ein gutes Jahr warten mussten, während XBox Zocker schon loszocken durften.
Eigener Eindruck
Ich habe nun schon über 100 Stunden in PUBG verbracht und habe noch sehr viel Spaß mit dem Spiel. Was mich jedoch immer wieder frustriert hat, ist, wenn man eine halbe Stunde seine Ausrüstung zusammensammelt, perfekt ausgerüstet in den immer kleiner werdenden Kampfschauplatz vorrückt und einem Moment der Unachtsamkeit vom ersten Gegner umgeballert wird, ohne die Möglichkeit zu reagieren. Hier spielt sich Fortnite einfach schneller und actiongeladener. Es kommt schneller zu einer Konfrontation und dank mehr Hitpoints dauern Kämpfe etwas länger, da man nicht nach den ersten zwei Treffern in Gras beißt. Das macht das Spiel einfach launiger und schneller. Man muss aber auch sagen, dass dadurch ein Großteil der Spannung verloren geht. Wenn man in PUBG auf dem Dachboden einer Scheune sitzt und hört, dass sich ein Trupp durchs Erdgeschoss schleicht, kann der eigene Puls schnell mal einen dreistelligen Wert annehmen. Gerade diese Momente sind es, die PUBG für mich so spannend und spielenswert machen. Ich denke, dass die unterschiedliche Herangehensweise der zwei Spiele keine direkte Konkurrenz entsteht. Man muss sich nicht für einen Titel entscheiden. Gerne spiele ich eine schnelle Runde Fortnite und stürze mich sofort ins Gefecht. Wenn ich mal mehr Freizeit habe, spiele ich aber auch sehr gerne ein paar Runden PUBG und genieße die Spannung beim Schleichen durchs hohe Gras. Da auch beide Titel ständig mit neuen Inhalten erweitert werden, werde ich auch weiterhin beide Spiele spielen. Besonders auf die angekündigte neue Wüstenkarte von PUBG freue ich mich persönlich schon sehr.
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