Endlich hat das Warten ein Ende: Der zweite Band von Sangre ist beim Splitter Verlag erschienen. Vom ersten Band habe ich in meiner Rezension sehr geschwärmt, da mich dieser durchaus überrascht hatte. Sah der Comic auf den ersten Blick sehr kindlich aus, offenbarte sich beim Lesen eine spannende und erwachsene Geschichte in einer liebevoll gestalteten Welt. Ob der zweite Teil mithalten kann oder sogar noch besser wird? Ich war gespannt:
Sangre – Ein Mädchen auf Rachemission
Sangre, die man im ersten Band als kleines Mädchen kennen lernte, ist zu einer jungen und hübschen Dame herangewachsen. Angetrieben von Zorn und Wut, ist sie auf der Suche nach den Mördern ihrer Familie. Diese wurde zu Beginn von Band 1 von einer Bande grausamer Piraten ausgeraubt und ermordet. Dies musste Sangre mit eigenen Augen mit ansehen, ohne die Möglichkeit diese grausame Tat zu vereiteln. Daraufhin schwor sich Sangre Rache an allen zu nehmen, die am Mord ihrer Eltern beteiligt waren.
Mit diesem klaren Ziel vor Augen, schlug sich das kleine Waisenkind mehr schlecht als recht durch, entdeckte aber bald, dass sie ein besonderes Talent in sich barg. Sangre kann die Zeit anhalten, was ihr natürlich große Vorteile für ihre Mission bringt. Doch das Talent hat auch ihren Preis: Sangre erblindet immer für eine gewisse Zeit, nachdem sie ihr Talent verwendet hat.
Sah man Sangre im ersten Band noch als kleines, trotziges Mädchen, wird im zweiten Teil eine selbstbewusste, hübsche junge Dame gezeigt, zu der sie sich entwickelt hat. In der Zeit, die zwischen den Bänden vergangen ist, hat sie ihre Kampffertigkeiten und ihr magisches Talent weiter geschult. Somit ist sie perfekt für das Treffen mit dem ersten Rivalen gerüstet.
Fessollgio – Pirat, Maler und Frauenschwarm
Nummer Eins auf Sangres Liste ist der Maler Fessollgio. Berühmt ist er in der Stadt Nivesk für seine Gemälde. Künstler werden hier jedoch nicht wie bei uns verehrt, sondern eher wie Ritter und Kämpfer, denn sie sorgen dafür, dass die täglichen Angriffe von bösen Schattenwesen abgewehrt werden. Diese lassen sich nicht mit Waffengewalt erledigen, sondern können nur mit schöner Kunst vertrieben werden. Fessollgio, unterstützt die Bewohner also nicht nur durch seine Kunstwerke, sondern sorgt auch für die Sicherheit von Nivesk. Kein Wunder also, dass er von den reichsten Männern der Stadt unterstützt wird. Ihm stehen alle Türen offen. Auch zu den Schlafzimmern aller Frauen von Nivesk. Denn Fessollgio ist nicht nur erfolgreich, sondern auch ein echter Frauenschwarm. Da ihm auch verheiratete Frauen oder Töchter einflussreicher Familien zu Füßen liegen, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Fessollgio Ärger einhandeln würde. So kommt es wie es kommen musste.
Als Sangre eher durch Zufall auf Fessollgio stößt, ist dieser nur noch ein Schatten seiner selbst. Er hat seinen guten Ruf verloren und hängt als armer Säufer in den Kneipen der Stadt herum. An diesem Punkt merkt Sangre, dass sie Fessollgio nichts mehr nehmen kann. Er hat nichts zu verlieren. Um ihre Rache aber voll auskosten zu können, hilft Sangre ihrer neuen Bekanntschaft wieder auf die Beine zu kommen, um ihm auf seinem neuen Höhepunkt alles zu nehmen. So wie er, als er damals seinen Dolch in das Herz ihres Vaters stach.
Tarask – Eine Stadt, in der die Krieger Künstler sind
Arleston und Floch haben es im zweiten Band von Sangre wieder geschafft, mich völlig in ihre Welt hineinzuziehen. Ich fand die Idee, dass Monster nur durch Kunst abgewehrt werden können, sehr erfrischend und kreativ. Somit ist der Comic fernab vom Fantasy-Allerlei.
Auch dieses Mal darf man sich nicht vom bunten Comicstil abschrecken lassen, denn obwohl die Welt Tarask und die Stadt Nivesk voller Schönheit und Kunst erstrahlen, gibt es viele dunkle Seiten, was Sangre ganz klar zu einem Comic für Erwachsene macht. Hinzu kommt eine große Prise Erotik. Schon auf den ersten Seiten ist recht viel nackte Haut zu sehen. Quasi die Comic-Version einer HBO-Serie.
Gefallen hat mir, neben der spannend erzählten Geschichte, auch der Zeichenstil, den man schon aus der Itaq-Reihe kennt. Etwas überzeichnete aber dennoch realistische Charaktere, die mich manchmal ein wenig an Mangas erinnerten und eine gelungen kontrastreiche Farbwahl, die wieder die Gegensätze von Tarask wiederspiegeln.
Abschließend lässt sich sagen, dass Sangre Bd. 2 eine gelungene Fortsetzung geworden ist, die es abermals schafft eine fantastische, bisher ungesehene Welt zu erschaffen und zusätzlich mit einer Prise Erotik die zuvor in Bd. 1 begonnene Geschichte weiter zu verfeinern.
Infos zum Comic
Verlag: Splitter Verlag
Erschienen: 23.04.2018
Autor: Christophe Arleston
Zeichner: Adrien Floch
Einband: Hardcover
Seitenzahl: 56
Band: 2 von 8