Mal was ganz anderes: Die Adoption – Band 1 von insgesamt 2 Bänden. In Teil 1 geht es um die kleine Qinaya, ein Mädchen aus Peru, das adoptiert wird.
Ein Erdbeben in Peru
Eine schreckliche Tragödie wird in den Nachrichten verkündet: Ein Erdbeben in Peru der Stärke 8,4 kostete 37.559 Menschen das Leben. Eine Naturkatastophe, die durchaus realistisch ist – uns erschüttert, aber irgendwann wieder vergessen wird. So geht es auch Gabriel und Rysette, beide um die 70 Jahre, die in Frankreich ein solides Leben genießen können. Ein Unterschied gibt es doch: Ihr Sohn Alain samt Schwiegertochter Lysnette adoptieren eines der Waisenkinder, die die Tragödie überlebt haben und ein neues Zuhause suchen. Beide sind ungewollt kinderlos, 47 und 45 Jahre alt und freuen sich auf den neuen Zuwachs: die vierjährige Qinaya.
Qinaya – und los geht’s
Das kleine Mädchen mit den großen Augen ist anfangs noch etwas schüchtern und versteht die Sprache des Landes nicht. Sie ist aber neugierig und passt sich schnell an: Sie geht in den Kindergarten und was sie besonders gut kann: Das Leben der Beteiligten durcheinander bringen. Rysette als frisch gebackene Oma freut sich riesig über das neue Enkelkind, ihr grießgrämiger Mann kann die Rolle als Opa noch nicht ganz annehmen. Er ist pensionierter Metzger und hatte als hart arbeitender Firmeninhaber wenig Zeit für seinen eigenen Kinder. Nach Jahrzehnten nun wieder mit einem kleinen Kind konfrontiert zu werden, ruft gemischte Gefühle hervor. Mit seiner Senioren-Sport-Gang „Geges“ (3 G für die Anfangsbuchstaben der drei Mitglieder: er selbst Gabriel, Gerald, ehemals Bäcker, und Gaston, ehemals Käsehändler) geht es ihm doch ganz gut und nun muss er zwanghaft auf die Kleine aufpassen.
Unvorhergesehene Ereignisse
Das kann doch nur schief gehen, oder? Er nimmt Qinaya mit zu seinen Treffen, lustig wird es als die „Geges“ wie üblich im Restaurant „Le Senegal“ sitzen und das abtrainierte mit üppigen Essen wieder zurückholen. Qinaya lernt ihr erstes französisches Wort als die drei Alten unverblümt über ihr Sexleben sprechen: „Nutte“. Was eine Freude. Aber Opa Gabriel findet Gefallen an Qinaya, die sich zu einem fröhlichen Kind entwickelt. Das erlebte Erdbeben-Drama ist dennoch präsent: das Fragen nach ihrer Mama aus Peru oder das unkontrollierte Pinkeln im nächtlichen Gemach – die Erinnerungen können nicht einfach abgeschüttelt werden. Das ist nicht das einzige Problem, das sich nach und nach herauskristallisiert, eine Überraschung kommt am Ende ganz dicke, das einem das Herz zerreißt – mehr sollte aber nicht verraten sein – nachlesen lohnt sich.
Fazit: Ein Opa lernt sich selbst kennen
Die Graphic Novel sprach mich tatsächlich wegen des Themas und des wirklich toll gestalteten Covers an. Phänomenale Zeichnungen von Arno Monin, die man alle ganz genau betrachten muss, so detailreich, bunt und gelungen sind sie. Das kleine Mädchen ist so süß und „Opa Gabriel“ mit seinem weißen Bart so sympathisch und gleichzeitig so ein Brummbär, das man gleich mehr von ihm wissen möchte. Die Story ist bisher nicht wirklich neu: ein alter Mann, ein bisschen grummelig, öffnet sich allmählich, lässt Gefühle zu und verbringt gerne Zeit mit dem kleinen Mädchen. Kennen wir schon, haben wir schon. Aber die Story büßt durch das bekannte Setting keinerlei Witz und Berührung ein. Die Story variiert durch die Thematik der Adoption und der Nebenaspekte: Ein alter Mann, der sich selbst rechtfertigt, der viel Zeit mit seinen eigenen Kinder verpasst hat, der sein Lebenswerk, die Metzgerei aufgeben musste, da sein Sohn einen Bürojob annehmen wollte statt ein „echtes“ Handwerk zu lernen und nun auch noch mit Mitte vierzig ein ausländisches Kind adoptiert, das genau genommen für sein Alter echt zu klein ist. Eine Geschichte, die berührt und Schmunzeln lässt und die am Ende auf eine schnelle Fortsetzung hoffen lässt…
Was genau?
Titel: Die Adoption Bd. 1: Qinaya
Autor: Zidrou
Zeichner: Arno Monin
Umfang: 72, Hardcover
Verlag: Splitter
Erschienen am: 17.08.2017
Preis: 16,80 €
Band 1 von 2
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