Beim Stöbern im Comicbuch-Laden bin ich auf ein nicht mehr ganz taufrisches Exemplar gestoßen, dass mich aber durch seine Bilder und sein Setting im viktorianischen London sofort überzeugt hat. Also schnell gekauft und durchgelesen in der Hoffnung, dass die Story mithalten kann. Ich wurde nicht enttäuscht.
Story
Die Geschichte spielt, wie bereits erwähnt, im spätviktorianischen London. Zu dieser Zeit steckt die Medizin und die Erforschung des menschlichen Körpers noch in den Kinderschuhen. Da die Ärzte nur an Leichen von hingerichteten Verbrechern forschen dürfen, hat sich für Kriminelle ein lukratives Geschäftsmodell eröffnet. Die Bodysnatchers verdienen ihr Geld durch nächtlichen Leichendiebstahl auf Friedhöfen. Die Körper werden anschließend gewinnbringend verkauft.
Klar, dass dies nicht geduldet wird. Und so macht sich Hauptprotagonist, Frauenheld und Mitglied der geheimen Loge Custodes lucis, Malcolm Max, daran die Diebe zu schnappen.
Begleitet wird er bei seinen Untersuchungen von der Halbvampirin Charisma Myskina, die ebenso hübsch, wie stark ist. Einziges Manko sind die wenig ausgeprägten Umgangsformen der vornehmen Londoner Gesellschaft.
Gemeinsam müssen die Zwei mit ansehen, wie eine junge Reporterin, die ebenfalls auf der Spur der Bodysnatchers ist, auf dem Friedhof ermordet wird. Unklar ist aber, wer der Mörder ist und weshalb die Nachfrage an Leichen ins Unermessliche steigt.
So entsteht eine spannende Krimigeschichte vermischt mit Steampunk und Horror.
Der Comic und sein Ursprung
Erst im Nachhinein, habe ich erfahren, dass die Geschichte um Malcolm Max, ihren Ursprung in Hörspielen hatte. Autor Peter Mennigen schrieb die Abenteuer zunächst 2008 für Hörspielbeilagen von Gespenster Geschichten. Diese erschienen im Tigerpress Verlag und ab 2011 für die Geisterschocker Serie. So kamen über die Jahre mehrere Hörspiele und auch Hörbücher heraus.
2013 schloss sich dann Peter Mennigen mit Zeichner Ingo Römling zusammen, der unter anderem für Album-Cover diverser Metalbands und der Star Wars Rebels – Comicserie bekannt war. Sein Stil passt meiner Meinung nach perfekt zur etwas abgedrehten Gruselgeschichte und den skurrilen Charakteren. Die Gesichtsausdrücke spiegeln zu jeder Zeit perfekt die Gefühlslage der Protagonisten wider und suchen in der Comic-Szene ihres Gleichen.
Darüber hinaus schafft es der deutsche Zeichner, das viktorianische London durch geschickte Perspektiven und atmosphärische Szene zum Leben zu erwecken.
Dies wird unterstützt durch sehr geschwollene und blumige Erzählertexte, die den Leser sofort in die passende Zeit versetzen:
Es ist eine dieser typischen Nächte für die Metropole: düster dunstig und nicht sehr amüsant. Regen tropft mit trostlosem Gleichmaß aus schwarzen Wolkenschatten. Feuchtkalte Nebelschwaden sättigen die Luft…
– Malcolm Max Bd. 1
Fazit
Schon der erste Band zu Malcolm Max hat mich echt begeistert. Das sehr unterschiedliche Ermittler-Duo bringt so viel Witz in die Geschichte, was einen guten Kontrast zur düsteren und gruseligen Handlung bietet. Der etwas schusselige und tollpatschige Held und seine starke Helferin bilden einfach ein tolles Gespann. Genauso wie die Zeichnungen von Ingo Römling, die zwar oft sehr bedrückende Szenen darstellen, diese aber trotzdem immer sehr bunt wirken. So entsteht eine gruselige und spannende Horrorgeschichte, der es dennoch nicht an Charme und Witz mangelt. Ein echtes Comic-Highlight aus Deutschland.
Infos zum Comic
Verlag: Splitter Verlag
Erschienen:01.03.2013
Autor: Peter Mennigen
Zeichner: Ingo Römling
Seiten:72
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