Nach Feierabend noch auf einen Drink in den Pub. Früher oder später kommt nach dem ersten Blick auf die Getränkekarte die Frage, was man denn eigentlich so trinken könnte. Ungeübte „Pubianer“ stolpern über Namen wie Black & Tan, Black Velvet und Snake Bite und rästeln, was sich dahinter verbergen könnte: Mixturen aus und mit den drei typischen Pub-Getränken: Guiness®, Kilkenny und Cider.
Black & Tan: Schwarz und Braun
Zutaten:
- Guinness® Original (Extra Stout)
- Kilkenny oder irisches Lagerbier
Wenn die Entscheidung zwischen Guinness® und Kilkenny schwer fällt: Ganz einfach beides bestellen. Black & Tan ist eine Mischung im Verhältnis 1:1, Hälfte schwarzes Guinness® und Hälfte gebräuntes Kilkenny. Das seit 1759 in Irland hergestellte Guinness® Original ist durch seinen samtigen Schaum, tiefschwarzer Farbe und kräftigen malzig-herben Geschmack unverwechselbar. Das Kilkenny (ebenfalls irischen Hersprungs) hingegen, bräunlich-rot in der Farbe, ist etwas milder im Geschmack. Die Biersorten sind durch ihre spezielle Zapfung mit weniger Kohlensäure als deutsches Bier versetzt. Beides gemischt – eine super Kombi!
Falls mal ein Besuch in Irland ansteht, am besten Half ’n‘ Half bestellen statt Black & Tan. Warum? Hier steht „Black and Tans“ als Symbol für eine paramilitärischen Gewaltgruppierung, die weitgehend aus britischen Veteranen des ersten Weltkriegs bestand. Das Ziel war die Unterdrückung der irischen Unabhängigkeitsbewegung 1920 und 1921 mit allen Mitteln: irische Städtebrände und Terrorisierung von Zivilisten, quasi Staatsterrorismus. Sie wurden übrigens so genannt, da sie dunkle Polizeishirts und khakifarbene Militäthosen trugen. In Irland ist die Bezeichnung „Black and Tan(s)“ eher mit einer schrecklichen Erinnerung verbunden als mit einem frischen und schmackhaften Biermixgetränk. Aber als Touri genießt man den „Unwissenheitsbonus“ und die Iren lassen Milde walten.
Black Velvet: das Schwarze Samt
Zutaten:
- Guinness® Original (Extra Stout)
- Champagner
Gemixt wird das Getränk im Verhältnis 1:1 und serviert – gemäß der Extrazutat Champagner – in einer Sektflöte. Ungewöhnliche Kombination einer malzigen Kaffeenote mit trockener Spritzigkeit des Schaumweines.
Der Getränk erlangte übrigens im Jahr 1861 in London Bekanntheit – mit einem deutschen Touch intus. Nachdem der Ehemann der herrschenden britischen Königin Victoria (1819-1901) in diesem Jahr verstarb, war das Land in tiefer Trauer. So sollte auch der Champagner tauern – die Lösung liegt nahe: Im Brook’s Club wurde kurzerhand GuiNness® zugeschüttet und wurde passend zur Stimmung schwarz. Das Resultat war ein leckerer Cocktail mit Trendpotential. Der Ehemann Victorias war Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819-1861), ein deutscher Prinz aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha. Ob die Entstehungsgeschichte des Black Velvet so tatsächlich passiert ist, können wir nur mutmaßen, hört sich aber gut an.
Snake Bite: der Schlangenbiss
Zutaten:
- Dry Cider (Apfelschaumwein)
- Helles Lagerbier (manchmal auch Pils)
Auch hier wird Cider und Lagerbier im Verhältis 1:1 gemixt. Ein erfrischendes Getränk für alle, die es eher süßlich mögen.
Snake Bite Black ist eine Variante, bei der zusätzlich roter Johannisbeersirup zum Einsatz kommt: Entweder als erste Zutat im Glas, die dann mit Lager und Cider aufgegossen wird oder als i-Tüpfelchen am Schluss reingetäufelt.
Eine abgewandelte Form des Snake Bite Black ist auch die Verwendung von Guinness® statt eines hellen Lagerbiers. Warum Snake Bite so heißt, wie es heißt und wer es zum ersten Mal gewollt oder ungewollt zusammen gemixt hat, konnte mir keiner erklären und leider auch keine qualifizierte Quelle im Internet aufgefunden werden. Also Mutmaßungen anstellen:
Mutmaßung 1: Durch das Mixen von zwei Alkoholvarianten (Wein und Bier) haut dich das Getränk hinterhältig (aber kaum merkbar während des Genusses) um. In einigen englischen Pubs, vor allem in Universitätsstädten, wurde der Mix sogar verboten, da es scheinbar durch seinen süffigen Geschmack das Potential erhöhten Alkoholkonsums, fördere.
Mutmaßung 2: Durch das Hinzugeben von schwarzem Johannisbeersirup färbt sich das Snake Bite schön rot – wie Blut, das in das Getränk tröpfelt.
Mutmaßung 3: Da erinnere ich mich an Adam und Eva mit dem Apfel und der Schlange… Ok, vielleicht geht das zu weit, aber auch auch denkbar: Es hängt einfach alles zusammen. Vielleicht habt ihr auch eine bessere Erklärung?
Beim nächsten Pub-Besuch
Wie auch immer die Getränke zu ihrem Namen gekommen oder wie sie entstanden sind, ihre Daseinsberechtigung möchte keiner anzweifeln. Beim nächsten Pub-Besuch könnt ihr mit ein wenig Wissen glänzen und den ungeübten „Pubianern“ die Getränke getrost erklären und vor allem auch selbst probieren.