Seit 2015 findet in Dortmund Anfang Dezember eine Convention statt, die ihre Wurzeln in den USA hat. Die Rede ist natürlich von der German Comic Con – nicht zu verwechseln mit der Comic Con Germany, die ihren Stand jedes Jahr in Stuttgart hat. Die German Comic Con hat mittlerweile vier Standorte: Berlin, Dortmund, Frankfurt, und München.
2017 geht die German Comic Con in Dortmund in ihre dritte Runde, ich selbst war das erste Mal 2016 dort. Rückblickend habe ich diese Convention sehr genossen. Einige gute Guest Stars, viel Raum und viele Merchandise-Artikel und Kram, die das Nerdherz hochschlagen lassen. Nach so einem positiven Erlebnis war es für mich logisch, auch 2017 in Dortmund wieder vor Ort zu sein – Samstag im zivilen Look, Sonntag sogar im Cosplay.
Ohne zu spoilern waren beide Tage so unterschiedlich, wie ich es noch nie bei einer Convention erlebt hatte. Aber ich beginne einfach mal ganz von vorne…
Samstag – zivil und ausgeschlafen
Da ich selbst durch mein Studium im Ruhrpott wohne, habe ich es an dem Samstagmorgen recht locker genommen. Um 10 aufgestanden, in Ruhe fertiggemacht und losgefahren, sodass ich ca. 12 Uhr am Dortmunder HBF stand und auf eine Mitstudentin gewartet habe, die mich an dem Tag begleitete. Am HBF selbst waren einige Cosplayer anzutreffen, offensichtlich auch Messebesucher. Etwas störend an diesem Morgen (und auch ein kleines Unglück) war ein Fussballspiel, das gleichzeitig stattfand. Die Innenstadt, die direkt am HBF anliegt, war von grölenden und lauten Fußballfans durchflutet, die in die gleiche Richtung wie die Convention-Besucher wollten. Die Comic Con findet nämlich jedes Jahr in der Westfallenhalle statt, die selbst nur ein Katzensprung vom BVB-Stadion entfernt ist. Wir gönnen natürlich auch den Fussballfans ihren Spaß, aber wer nicht schon morgens die typischen Fußballhymnen der Mannschaften hören möchte, braucht entweder starke Nerven oder gute Kopfhörer mit lauter Musik.
Der offizielle Trailer
Die Anfahrt zur German Comic Con Dortmund
Die Fahrt mit der U45 Richtung Westfallenhallen war zu meiner Überraschung aber doch recht ruhig. Man benötigt anschließend vom Bahnhof lediglich 10 Minuten bis zum Ziel, so ist es nur ein kurzer Fußweg entlang des Stadions – oder einfacher: den Cosplayern hinterher!
So weit, so gut. Die Empfangshalle selbst (Halle 5), in der letztes Jahr schon einige Stände waren, wurde dieses Jahr für die Ticket- und Taschenkontrolle ummodelliert. An den Seiten gab es eine Waffenkontrolle für Cosplayer mit Gadgets und auch die Garderobe, an der Besucher ihre Jacke und Sonstiges für 2 Euro abgeben konnten. Da beides im zivilen Outfit nicht nötig war, stellten meine Kollegin und ich uns in die der Schlange zu Halle 4.
Vorab war mir klar, dass es dieses Jahr einen größeren Ansturm auf die German Comic Con in Dortmund geben würde als im vorherigen Jahr. Letztes Jahr war mein heimlicher Favorit Gareth David-Lloyd – vor allem bekannt als Ianto Jones aus Torchwood – doch dieses Jahr waren weitaus „größere“ Prominente anwesend.
Billy Boyd („Pippin“ – Lord of the Rings) und James Masters („Spike“ – Buffy), Kristian Nairn ( „Hodor“ – Game of Thrones), wie auch einige andere Nebenrollen aus Serien und Filmen wie American Gods, Game of Thrones, Buffy, Harry Potter und Bones. Als Special Guests waren dieses Jahr sogar solche Namen vertreten wie Wentworth Miller (Prison Break), Robert Englund (The Nightmare on Elm Street), Finn Wolfhard (Stranger Things) und Alyson Hannigan (Buffy, How I met your mother).
Mir war allerdings nicht klar, dass um 12 Uhr, nachdem die Comic Con schon zwei Stunden ihre Tore geöffnet hatte, die Wartezeit mindestens 2 Stunden betrug. Teilweise waren die Halleneingängen so voll, dass es gar nicht weiterging und uns fehlte jede Information, warum wir über eine halbe Stunde auf demselben Fleck standen. Ging es dann doch weiter, wurde gleich eine größere Gruppe eingelassen, so die Wartezeiten sich etwas verringerten.
Halle 4 und Halle 7
Nachdem die Taschen- und Ticketkontrolle schnell von statten ging, stand man in einem Foyer, wo die Toiletten, ein Kiosk und ein Geldautomat vorzufinden waren. Ziel war erst einmal, Halle 4 zu besuchen, in der sich die ganzen Guest Stars befanden und ich schon freudig darauf wartete, mir meine Autogramme zu ergattern. Im Foyer wurde uns dann leider mitgeteilt, dass die Halle so überfüllt sei, dass ein Einlass vorerst nicht möglich sei. Ein kurzer Schnaufer, kurz Runterkommen und so entschieden wir uns erst einmal bei Halle 7 umzusehen. Hier wurden dieses Jahr sämtliche Artists, die das letzte Jahr in Halle 5 waren, sowie die Bühne für die Panels, die Ausstellerstücke, Photoshoot-Sets, die Cosplayerstände, einige Comicstände wie Panini als auch der EMP-Stand untergebracht.
Und falls nun jemand denkt: „Das ist alles viel zu viel für eine Halle“ – ja, das war es letztendlich auch.
Zwar konnte ich durch die „Artist Alley“ im Entenmarsch und gequetscht durchgehen, doch richtig ansehen, was die Künstler anboten und mir deren Artworks anschauen, konnte ich an diesem Tag leider nicht. Auch Cosplayer und die Settings für eigene Fotos waren unmöglich zu begutachten. So versuchte ich mich irgendwann, nachdem mir die halbe Luft fehlte, an meine Begleitung klammernd und vorbei an den Kabinen für die Photoshootings mit den Guest Stars vorbei zu quetschen. Für Menschen mit klaustrophobischen Ängsten war dies sicher kein schöner Platz.
Halle 4 – Luft und Autogramme
Halle 4 ist um einiges größer als Halle 7, sodass es nach Eintritt wieder möglich war, zu atmen. Wir konnten uns ein wenig freier bewegen und uns die Stände in Ruhe sehen, bevor es dann zu den Autogrammen ging. Wie erwartet waren vor den Special Guests lange Schlangen vorzufinden, bei den eher kleineren Nebenrollen war eher weniger los. So entschloss ich mich, nachdem ich mich nicht mehr so erdrückt fühlte, bei Billy Boyd anzustellen.
Trotz erneutem Warten – dieses Mal aber nicht so lange – hatten meine Begleitung und ich an diesem Tag das erste positive Erlebnis. Für die Autogramme, deren Motiv man sich selbst bei den Stars aussuchen kann, muss man zwar zahlen, doch ich habe mich in keinem Moment als eine Art Nummer (oder eben zahlender Kunde) gefühlt. Die Gäste waren auch in diesem Jahr sehr entspannt und haben sich Zeit für ihre Fans genommen. Bei Kristian Nairn, der mein persönlicher Favorit in Game of Thrones ist, hatte ich sogar das Glück, in keiner Schlange zu stehen und einen kleinen Plausch mit dem Schauspieler zu haben. Es gab nicht einmal Security oder Mithelfer, die einem nach einer gewissen Minutenanzahl weggescheucht hätten und so war dieses kleine Treffen mein Highlight an dem Tag!
Weiterhin waren nur noch die Verkaufsstände zu begutachten, an denen jeder Otaku oder Nerd sich mit Figuren, Merchandise aller Art – oder sogar Wohnaccessoires wie Plüschtieren, Kissen oder schöne Lampen mit Kanjidruck eindecken konnte. So sind meine Begleitung und ich dann noch als letzten Punkt in die abgesperrte Filmbörse gegangen, in der nur Personen ab 18 erlaubt waren – Grund war vermutlich die hohe Anzahl an Horrorfilmen, die man für einen kleinen Preis und im guten Zustand erwerben konnte. Als wir allerdings mit dieser Ecke fertig waren, schlenderten wir nur noch ein, zwei Mal durch die Halle, ehe wir dann den Rücktritt antraten – nach nur 3 Stunden Aufenthalt auf der Comic Con.
Sonntag: im Cosplay und recht früh!
Sonntag begann dann schon um 6 Uhr morgens für mich. Obwohl ich mich entschied, mehr Casual im Cosplay rumzulaufen als mich „in Schale zu schmeißen“, dauert es nun mal, die Perücke ordentlich aufzusetzen, sich zu schminken und die Kontaktlinsen einzusetzen. Und da ich nicht wie am Vortag über eine Stunde warten wollte, war es für mich klar, dass ich spätestens 10 Uhr am Eingang stehen wollte – wenig Schlaf hin oder her.
10.30 Uhr stand ich dann im fertigen Cosplay vor der Eingangshalle und wie erwartet ging es ohne große Warterei in die Halle, die an diesem Tag nicht überfüllt war. So konnte ich an diesem Morgen durch die „Artist Alley“ und mir in Ruhe ansehen, was die einzelnen Künstler geschaffen hatten und was sie zu verkaufen hatten. Vom eigenen Roman, süßen Ketten und Ringen bis hin zu Artworks und eigenen Inspirationen war alles vertreten. Direkt daneben befanden sich direkt die Ausstellungsstücke, wie z.B. das Ghostbusters-Mobil, die Bühne für die Panels, auf der zu bestimmten Zeiten die Gäste auftraten und von ihrer Arbeit erzählten und Fragen beantworteten. Auch war es möglich, die Stände der eingeladenen Cosplayer zu betrachten und mit diesen auch ein Foto an einem passenden Set knipsen zu lassen. Als Beispiel: der Cosplayer „Notorious Negan“ vor einem The Walking Dead-Set.
Da ich selbst nur ein Casual-Outfit trug, wurde ich an diesem Tag nicht oft nach einem Foto gefragt und doch kam man immer mal ins Gespräch mit anderen. Eines muss man den Besuchern lassen: allesamt waren sehr höflich zueinander und haben kaum gemeckert und sich beschwert, wenn man auf Umwegen vorbeiwollte.
Im Grunde unterschied sich die Auswahl nicht von der am Samstag, jedoch gab es einen gravierenden Unterschied:
Um Gedränge und Stau zu vermeiden, wurden die Photoshootings in die Zwischenräume von Halle 6 zu 7 (am Vortag am Halleneingang) verschoben und somit für mehr Luft und Bewegungsfreiheit gesorgt. Dennoch war das Gleiche zu sehen und zu entdecken wie am Vortag und so verließ ich am Nachmittag, nachdem ich mich mit einigen Comics und Künstlerwerken sowie Postern eingedeckt hatte, die Westfallenhallen.
Das Resümee
Die Convention ist nun über einen Monat her, so hatte ich viel Zeit über meine Eindrücke nachzudenken und mit anderen Besuchern über die Convention zu reden. Und leider ist die Stimmung bei fast allen gleich:
Es war zu voll und viel zu unorganisiert! 2016 gab es zusätzlich eine weitere Halle, die dieses Jahr sehr gefehlt hat und somit sogar das Vergnügen schmälerte, das man auf der Convention eigentlich erleben hätte können. Die Ausstellerstücke waren nur kurz mit einem Blick zu erhaschen und durch das ewige Getummel hatte ich nicht einmal Lust darauf, mich hinzusetzen und einem Panel zuzuhören. Das ist zum einen Teil durchaus als meine eigene Schuld zu verbuchen, doch wer in der ähnlichen Situation war wie ich, die durch das minutenlange Gedränge am Ende einfach die Kraft fehlte, wird mich verstehen.
Dennoch muss man den Veranstaltern lassen, dass die Gäste dieses Jahr wirkliche Favoriten waren und allesamt einen entspannenden Eindruck machten und mit ihren Fans interagierten. Und auch, wenn ich nur schnell durchschauen konnte, so waren viele Cosplayer und Künstler vertreten, alle einzigartig und wunderschön! Ebenso war das Programm am Samstag und Sonntag nicht zu knapp bemessen, doch wer sich nicht früh genug an den Eingang gestellt hatte, hat sicherlich einige Workshops und sogar Photoshootings verpasst.
Die German Comic Con wird in Dortmund 2018 am ersten Dezemberwochenende stattfinden. Und trotz meiner eher schlechten Erfahrung am Samstag werde ich mit höchster wahrscheinlich auch wieder dieses Jahr dabei sein. Und ich rate jedem, sich schon vor Einlass am Eingang hinzustellen, um gar nicht in die lange Warteschlange zu kommen.
Für alle, die es nicht abwarten können: Die offizielle Website mit Countdown und allen Informationen, die nach und nach ergänzt werden: www.germancomiccon.com