Tool
Die amerikanische Band aus Los Angeles gibt es zwar schon seit 1990, ist aber vielen leider kein Begriff. Dabei sind sie DIE Progressive Band. Neben Sänger Maynard James Keenan, den man auch von anderen Projekten, wie A Perfect Circle, oder Puscifer kennt, bilden Adam Jones (E-Gitarre), Danny Carey (Drums) und Paul D‘ Amour (E-Bass) das Rückgrat der Band.
Wenn mich jemand fragt, warum ich so gerne Tool höre. bzw. wie ich deren Musik beschreiben würde, fällt mir als Vergleich immer die Mathematik ein. Denn wie die Mathematik, von der man vielleicht zunächst nichts versteht und abstrakt und ungewohnt wirkt, sind auch die Lieder von Tool aufgebaut. Aber je länger man sich damit beschäftigt, desto klarer und verständlicher wird alles und es tut sich eine völlig neue Welt auf.
Deshalb sollte man auch die Lieder der Band nicht nur einmal hören und sich definitiv nicht davon abschrecken lassen. Um Tool zu mögen bedarf es etwas Arbeit, wie eben bei der Mathematik. Aber es wird sich lohnen. Am besten genießt man die Meisterstücke mit Kopfhörern und geschlossenen Augen.
Dabei wird einem schnell auffallen, dass die Lieder nicht dem gewohnten Schema folgen, bei dem sich Verse und Chorus abwechseln und von einer Bridge unterbrochen werden. Die Songs bauen über gut 10 Minuten mit treibenden Rhythmen, Tempowechsel, verqure Melodien und der grandiosen Stimme von Maynard J. Keenan eine ungeheure Spannung auf, die sich dann in einem Finale zum Songende entlädt.
Somit ist die Musik von Tool keine leicht verdauliche Kost, die man sich mal nebenher, wie Fastfood reinzieht, sondern etwas, das man bewusst genießen muss und dadurch für mich ein echtes Meisterwerk.
Dass Tool keine normale Band ist zeigt sich auch bei ihren Live-Konzerten. Maynard James Keenan steht als Sänger und Frontmann nicht im Rampenlicht, sondern steht meist ganz hinten auf der Bühne. So ist Raum für die Musik, die durch faszinierende Bilder, Licht- und Lasershows perfekt in Szene gesetzt wird.
Lieblingssongs
Zum Reinhören hier mal ein paar meiner Lieblingsongs:
- Stinkfist
- Lateralus
- 10000 Days
- Vicarious
- Schism
- 46 & 2
Fear Inoculum
So jetzt aber genug um den heißen Brei herumgeredet. Wie ist denn nun das so sehnlichst erwartet Album?
Als Fan ist die Frage leider nicht einfach zu beantworten. Klar, die Erwartungen waren natürlich extrem hoch. Als ich das Album zum ersten Mal gehört habe ist mir zunächst ein Stein vom Herzen gefallen. Schon beim ersten Song Fear Inoculum wird klar, dass Tool ihrem Sound treu geblieben sind. Ein eingängiger Rhythmus, typische Riffs und Maynards Stimme, die das Lied über die 10 Minuten trägt. Ebenso gelingt es Tool mit Bravour den Hörer beim Lied Pneuma seine Umwelt zu vergessen. Das Lied baut einen Spannungsbogen auf, der immer wieder von Breaks unterbrochen wird, die Drummer Danny Carey in rhythmischer Perfektion überbrückt.
Auch die weiteren Songs wie Invincible und Descending wissen durch Polyrhythmen, mehreren Höhepunkten und viel Abwechslung zu überzeugen. Hervorheben möchte ich aber vor allem den Song 7empest. Dieser liefert mal wieder ein echtes Tool-Meisterwerk. Er steht durch seine Aggressivität in klarem Kontrast zu den restlichen Songs. Auch der Gesang ist zu den vorherigen Parts viel angespannter, was dem Album einen grandiosen Höhepunkt zum Schluss beschert.
Somit bin ich als Tool-Fan natürlich begeistert von Fear Inoculum und werde auch dieses Album, wie alle zuvor erschienenen Alben, unzählige Male hören, da einem bei jedem Durchgang wieder etwas Neues in den Liedern auffällt. Dennoch hätte ich mir noch das ein oder andere kompaktere und eingängigere Lied im Stile von Vicarious oder 46 & 2 gewünscht. Aber das ist jammern auf sehr hohem Niveau.
Bleibt also nur zu hoffen, dass sich Tool nicht wieder 13 Jahre Zeit lassen, bevor sie ihr nächstes Album veröffentlichen. Und allen, die Tool nicht kennen, sei gesagt: unbedingt reinhören!