Den kennt jeder und hat ihn schon einmal live erlebt: den Scheißtag! Lustigerweise gab es den Scheißtag wirklich. Ein Scheißtag eben.
Die Fäkalsprache
Wir Deutschen fluchen scheinbar gerne in Fäkalsprache: Scheiße, was für’n Scheißtag. Das scheiß Auto springt nicht an, der scheiß Bus kommt dann auch noch zu spät, der scheiß PC geht nicht und einfach alles scheiße. Das Fluchen in Europa hat wohl so seinen eigenen Regeln. Hans-Martin Gauger hat bei seinen Forschungen (schon 2012 – wie die Zeit vergeht) zum Thema „Fluchen in Europa“ herausgefunden, dass Portugiesen, Türken und Russen gerne Sexuelles zum Fluchen, Beleidigen oder Schimpfen heranziehen – wir Deutschen sind da eher „exkrementell“ veranlagt. Aber das hat eigentlich gar nichts mit dem Scheißtag zu tun.
Der Scheißtag – what a shitty day
Woher kommt das denn jetzt? Der Scheißtag bzw. die Scheißtage hatten einen ernsten Hintergrund und waren eigentlich rein wirtschaftlich gesehen echt schlau. In Süddeutschland und Österreich waren die Scheißtage ein bis drei Tagen, an denen Bedienstete (meist Knechte und Hausangestellte) unbezahlt arbeiten mussten – als Ausgleich für die Zeit, die sie während der Arbeit auf dem Klo verbrachten und nicht zur Verfügung standen. Und das gab es jedes Jahr zum Jahresende, so zum 29. – 31.12. oder nach Ende eines Dienstvertrags. Was’n Scheiß.
Jetzt stellen wir uns mal vor: Die Klozeit-Abrechnung
Wer schafft denn gerne umsonst? Was wäre wenn die Firma am Ende des Jahrs kommt und sagt:
„Soooo – jetzt wird abgerechnet. Sie waren 220 Tage anwesend, 10 Minuten Klozeit am Tag – das macht dann noch 37 Stunden, die Sie umsonst arbeiten müssen. Dann kommen Sie die nächste Woche einfach unentgeltlich arbeiten.“
Joar nöö – is klar. Müsste dann jemand vor der Klotür stehen und die Zeit stoppen? Wäre mal eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Da hat ein „Scheißjob“ doch mal eine treffende Bezeichnung.
Was wären denn Alternativen, um nicht am Ende des Jahres eine Klozeitabrechnung zu bekommen? Da bleibt nicht richtig viel: Nur in der Mittagspause aufs Lottchen gehen oder auf dem Klo weiterarbeiten. Telefon mitnehmen? Mhm mit Kunden am Telefon wäre das schon spannend. Einfach lauter sprechen, dann hört der Angerufene nichts. Oder vielleicht Laptop mitnehmen? Ginge schon, wäre wohl aber nicht so hygienisch. Nichts trinken und essen? Neee, da lässt die Leistung nach und wir verdursten. Team-Meeting auf der Toilette? Auch denkbar, aber wer will denn schon seine Kollegen auf dem Klo hören? Kopfkino.
Das Arbeitsrecht hat das letzte (W)örtchen
Das ist zum Glück heute in den meisten Betrieben kein Problem mehr. Und wenn doch, muss ein Arbeitgeber seinen Mitarbeitern erst einmal den Missbrauch der Toilettenzeiten nachweisen, das ist nicht so einfach. „Missbrauch der Toilettenzeiten“ – was es alles gibt. Wer muss, der muss – so einfach verbieten kann das auch ein Arbeitgeber nicht. Das stille Örtchen ist ein stilles Örtchen ist ein stilles Örtchen. Irgendwo muss man ja über solche Themen nachdenken können.