Wer bereits in den 90ern gezockt hat, spielte sicherlich auch das ein oder andere Point-&-Click-Adventure. An Meisterwerken wie Monkey Island, Indiana Jones, Baphomets Fluch, oder eines meiner absoluten Lieblingsspiele: Blade Runner. Auch ich habe damals die Spiele geliebt. Boten sie doch immer eine tolle Story und knifflige Rätsel. Leider ist das Genre inzwischen beinahe ausgestorben. Da hat es mich umso mehr gefreut, als ich hörte, dass der Kosmos-Verlag ein Point-&-Click-Adventure, als Brettspiel umsetzen möchte. Als Fan des Genres waren wir aber auch skeptisch, ob es gelingt, das Spielprinzip mit all seinen Facetten umzusetzen. Trotz hoher Erwartungen wurden wir mehr als überrascht!
Story
Da bei den früheren Adventures die Story eine große Rolle gespielt hat, möchte ich damit beginnen. Im Kapitel Die Monochrome AG verkörpert ihr einen von vier Profi-Einbrechern, die von dem ominösen Ovin kontaktiert wurden, um in dem Pharma-Konzern Monochrome AG einzubrechen, um die Rezeptur eines neuen Medikaments zu stehlen. Dieses neuartige Medikament soll übermenschliche Stärke und Fähigkeiten verleihen. Jedoch steht der Konzern im Verruf verbotene Experimente durchzuführen, um ihre Ziele zu erreichen. So macht ihr euch auf den Weg, um alles über die Rezeptur und das Vorgehen in den Labors herauszufinden.
Spielprinzip
Kosmos hat es tatsächlich geschafft, das Spielprinzip eines Point-&-Click-Adventures perfekt umzusetzen. In den PC-Spielen von früher hatte man immer verschiedene Locations oder Räume, die man dann mit dem Mauszeiger abgesucht hat, um etwas Interessantes zum Anklicken zu finden. Meist bekam man dadurch mehr Hintergrundinfos über seine Umgebung, bzw. über die Story oder hat neue Gegenstände gefunden. Diese konnte man anschließend untereinander oder mit Objekten in der Umgebung kombinieren, um Rätsel zu lösen.
Genau das macht man auch in der Brettspielversion. Die einzelnen Räume werden durch große Karten dargestellt, Darauf sind besondere Orte mit Nummern versehen. Möchte man sich diese genauer anschauen, kann man die Nummer im Abenteuerbuch nachschlagen und erhält alle dazugehörigen Infos. Diese sind immer sehr atmosphärisch in eine kleine Story verpackt. Alternativ kann man auch die Kosmos-App verwenden und sich die einzelnen Einträge vorlesen lassen. Da dies von echt guten Sprechern vertont wurde, können wir dies nur empfehlen.
So erhält man wichtige Infos, wie man durch die Monochrome AG kommt oder man bekommt neue Gegenstände. Diese sind auf kleineren Karten gedruckt und mit einer Nummer versehen. Möchte man ein Objekt mit einem Ort kombinieren, oder Objekte untereinander, setzt man einfach die kleiner Zahl vor die größere und schlägt die neue Zahl wieder im Abenteuerhandbuch nach. Hat man beispielsweise einen Dosenöffner mit der Nummer 15 und eine Dose mit der Nummer 20, würde man die Zahl 1520 nachschlagen und vermutlich eine neue Karte mit der offenen Dose erhalten.
Da im Spiel sehr viele Gegenstände, Orte und Räume enthalten sind, gibt es immer mehrere Möglichkeiten, wie man einzelne Rätsel lösen kann. Bedroht man die Sicherheitsleute mit einem gefundenen Skalpell, spricht man sie als weiblicher Charakter einfach an, oder sucht zuvor eine passende Uniform. Während des gesamten Spiels standen wir nie vor einer Sackgasse. Stets gab es mehrere Wege, um ans Ziel zu kommen.
Wirklich versagen kann man nicht, jedoch kann man sich auch ungeschickt anstellen oder in Fallen tappen. Dies führt in den meisten Fällen dazu, dass man einen Alarm auslöst und somit die Endwertung verschlechtert, bestimmte Gegenstände nicht erhält oder Spielfiguren sogar gefangen oder verletzt werden.
Kooperation
In noch keinem anderen kooperativen Spiel wurde das Zusammenspiel so gut umgesetzt, wie in Adventure Game. Jeder Spieler sucht sich zu Beginn einen von vier Charakteren aus. Diese besitzen eine individuelle Hintergrundgeschichte, die dafür sorgt, dass jeder Protagonist mit einem Handicap ins Spiel startet. Ein gesuchter Bankräuber versucht natürlich sein Gesicht vor Überwachungskameras zu verbergen. Dies führt dazu, dass dieser Spieler bestimmte Orte nur untersuchen kann, wenn er eine Erhöhung der Alarmstufe in Kauf nimmt.
Durch unbedachtes Vorgehen kann es auch passieren, dass Spieler in irgendeiner Form behindert werden. Dann liegt es an den anderen, sich so schnell wie möglich eine Lösung einfallen zu lassen. Gutes Teamwork und Absprachen sind somit Pflicht. Stellt man sich geschickt an, kann es auch passieren, dass Spieler ihr Handicap wieder verlieren. Zerstört man beispielsweise den Rechner mit der Gesichtserkennungssoftware, kommt dies dem ein oder anderen sicher zu Gute.
Überrascht hat uns während dem Spielen, dass einige Karten unterschiedliche Handlungsstränge haben, je nachdem welcher Charakter den zur Karten gehörenden Ort untersucht. So kann ein weiblicher Charakter beispielsweise männlich Charaktere in ein Gespräch verwickeln, während es mit einem anderen Spieler vielleicht sofort zum Kampf gekommen wäre.
Wir haben das Spiel zu zweit gespielt und zu keiner Minute mit der Spieleranzahl Probleme gehabt. Die Absprachen fallen sicherlich etwas einfacher aus, haben aber bereits geplant das Spiel auch mal zu viert zu testen.
Fazit
Die Monochrome AG ist wirklich ein einzigartiges Spiel. Da wir in letzter Zeit schon etwas von Exit-Games übersättigt waren, schlägt Adventure Games eine ganz andere Richtung ein. Die Geschichte, das Zusammenspiel zwischen den Charakteren und das Überwinden der Rätsel stehen gleichermaßen im Vordergrund. Hier sind die Puzzle und Rätseleinlagen nicht nur Mittel zum Zweck, sondern sind stimmig mit der Geschichte verwoben. Außerdem sorgen viele verschiedene Handlungsstränge dazu, dass man das Spiel auch ein zweites Mal angehen kann. Vielleicht auch mit unterschiedlichen Charakteren. Als Fan früherer Point-&-Click-Adventures hat es mich natürlich besonders gefreut, dass das Spielprinzip so gut umgesetzt wurde. Man fühlt sich wirklich in die Jugend zurück versetzt. Und dennoch schafft es das Spiel zu keiner Zeit kindisch oder lächerlich zu sein. Die Story ist stets nachvollziehbar und wird auch zu einem stimmigen Ende mit verschiedenen Ausgängen gebracht. Somit wartet am Ende des Spiels nicht nur eine einfache Punktewertung, wie bei anderen Spielen.
Der Kosmos-Verlag hat mit Adventure-Games eine spannende neue Serie im Repertoire, die allen Adventure- und Rätsel-Fans sicher sehr gefallen wird. Wir werden den Teil „Das Verlies“ (ab 12 Jahren) auch noch spielen und hoffen, dass noch viele weitere Teile folgen werden.
Infos zum Spiel
Link zur Verlagsseite
Alter: ab 16 Jahren
Spieldauer: ca. 3 x 90 Minuten
Anzahl der Spieler: 1-4 Spieler
Das sagt der Verlag zum Spiel:
- Thriller: Spannend bis zum letzten Spielzug.
- Spielmechanismus wie ein PC-Spiel – aber als Brettspiel!
- Ein kooperatives Gesellschaftsspiel. Mit einfachen Regeln direkt losspielen.
- Gemeinsam die Story entdecken und Abenteuer erleben.
- Spiel für Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren. Für für 1–4 Spieler.